1993 stellte der us-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel P. Huntingten die Frage in den Raum, ob es beim Aufeinandertreffen von Kulturen zum clash kommt. Ins Deutsche übersetzt wurde der „Kampf der Kulturen“ zum geflügelten Wort. Ob man Huntingtons Diagnose nun zustimmt oder nicht, ob man seine Thesen zutreffend findet oder nicht ist zunächst zweitrangig. Entscheidender ist, dass wir offensichtlich das Aufeinandertreffen von Kulturen im Paradigma des Berührens beschreiben, eben als Kulturkontakt.

Ausgehend von dem Befund, dass den unterschiedlichen kulturwissenschaftlichen Leitmotiven immer auch das Moment der Berührung eingeschrieben ist, zeichnen wir die Diskussionen um Interkulturalität, Multikulturalität, Transkulturalität als Fragen des Kulturkontakts nach.

Dabei lesen wir literarische Texte, mit denen wir die Probe aufs theoretische Exempel machen:

Franz Kafka: Der Verschollene (1911–1914 entstanden, 1927 veröffentlicht)

Alejo Carpentier: El reino de este mundo, dt. Das Reich von dieser Welt (1949)

Marguerite Yourcenar: Mémoires d’Hadrien, dt. Ich zähmte die Wölfin. Die Erinnerungen des Kaisers Hadrian (1951)