Schicksal ist eine Kategorie mit der wir unseren Lebenswegen immer noch eine Bedeutung geben, obwohl der Begriff ziemlich unscharf ist und spätestens mit der Aufklärung seine Verankerung im theologischen und philosophischen Diskurs verloren hat.

Im Seminar wollen wir untersuchen, wie in der Literatur mit dem Schicksal gedacht, gerechnet und geschrieben wird, gerade nachdem es nicht mehr so sicher ist, was man von ihm zu halten hat.

Friedrich Schiller begründet in seinen frühen Erzählungen nicht nur den Kriminalroman mit, sondern er entdeckt auch die Psychologie als Element der Fallgeschichte. Die Verbindung von Psychologie und Kriminalplot bedient das beliebte Genre ‚Fallgeschichte‘ der Aufklärung neu; und macht bis heute die unübertroffene Popularität der Gattung aus. Wo psychische Elemente als Handlungsmotivation ein- und angeführt werden, dort stellt sich dann auch die Frage, wo das Schicksal zu suchen sei, ganz neu.

Walter Benjamin war nicht nur ein äußerst einflussreicher Philosoph und Literaturkritiker, sondern auch ein eminenter Erzähler, der das in den 1920er Jahren brandneue Radio virtuos bespielt hat. Stefan Zweig wiederum betrachtet in seinem einzigen Roman genau diese Epoche der medientechnischen Entwicklungen und politischen Umbrüche bereits im Rückblick. Bei beiden bekommt das Schicksal eine durch die ‚neuen‘ Medien geprägte Färbung. Eine Situation, die der heutigen Zeit nicht unähnlich ist.

Anknüpfend an die in den Grundkursen entwickelten narratologischen Kompetenzen wollen wir im Seminar untersuchen, wie (übers) Schicksal erzählt und geschrieben wird.

Folgende Texte sind Grundlage des Seminars:

Friedrich Schiller: Spiel des Schicksals und Verbrecher aus verlorener Ehre

Walter Benjamin: Schicksal und Charakter, Rundfunktexte

Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens ISBN: 978-3596216796

Schaffen Sie sich bitte den Roman von Zweig und Schillers Verbrecher in der Reclam-Studienausgabe ISBN: 978-3150191842 an. Darüber hinaus arbeiten wir mit der Einführung in die Erzähltheorie von Matias Martinez und Michael Scheffel. Es empfiehlt sich dieses Buch ebenfalls anzuschaffen.

Alle weiteren Texte werden über moodle zur Verfügung gestellt.

Nach der Abstimmung unter den Studierenden wurde folgendes Programm zusammengestellt:

11.04.2019, 19:30 Uhr Podiumsdiskussion im Lesecafé der Stadtbibliothek Saarbrücken

17.04.2019      Anna Seghers: Das siebte Kreuz (Sascha Kiefer)

24.04.2019      Michael Ende: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (Juliane Blank)

(01.05. 2019 Feiertag)

08.05.2019      Heinz Strunk: Der goldene Handschuh (Jasmin Pfeiffer)

15.05.2019      Theodor Fontane: Irrungen, Wirrungen (Stephanie Blum)

22.05.2019      Erich Kästner: Drei Männer im Schnee (Daniel Kazmaier)

29.05.2019.     Karl May: Von Winnetou zu den Orientromanen (Peter Thorau)

05.06.2019      Marc-Uwe Kling: QualityLand (Hanna Matthies)

12.06.2019      Otfried Preußler: Die kleine Hexe (und Der Räuber Hotzenplotz) (Rebecca Jakobs und Johanna Mosbach)

19.06.2019      Thea von Harbou: Metropolis (Jonas Nesselhauf)

26.06.2019      Cornelia Funke: Reckless – Steinernes Fleisch (Anne Meyer-Klose)

03.07.2019      Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher (Julia Weidemann)

10.07.2019      Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker (Johannes Birgfeld)

17.07.2019      Max Frisch: Homo Faber (Manfred Leber)

Im Seminar wollen wir gemeinsam die drei schwierigen titelgebenden Begriffe vermessen. Was ist Barock? Hier kümern wir uns um Epochen- und Stilfragen. Was ist Lyrik? Hier kümmern wir uns um Gattungsfragen und um mediale Fragen. Was ist Mystik? Hier kümmern wir uns um geistes- bzw. ideengeschichtliche Fragen sowie um darstellungstheoretische Fragen.

Diese Fragen behandeln wir anhand von literarischen Texten aus dem 17. Jahrhundert namentlich von Catharina Regina von Greiffenberg, Daniel von Czepko, Quirinus Kuhlmann, Angelus Silesius und anderen.

Dazu lesen wir theoretische Texte, die die genannten Fragen von Epoche, Gattung und Darstellung umkreisen.

Bitte schaffen Sie sich folgenden Band an:

Angelus Silesius: Cherubinischer Wandersmann: Kritische Ausgabe (Reclams Universal-Bibliothek). Stuttgart: Reclam 1986. ISBN: 978-3150080061

Alle anderen Texte werden über moodle zur Verfügung gestellt