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Soziale Randgruppen gibt es in den meisten, wenn nicht in allen menschlichen Gesellschaften. Die Kriterien der Aus- und Abgrenzung hingegen sind kulturell definiert und entsprechend auch historisch variabel. Unterschiedlich ist auch, in welchen Formen und in welchem Ausmaß soziale Randgruppen eigene kulturelle Normen und Formen ausprägen, die sich gezielt vom gesellschaftlichen Mainstream abgrenzen und auf diese Weise eigene kulturelle und soziale Identitäten generieren.

In dieser Lehrveranstaltung werden wir uns primär mit den kulturellen Aspekten der sozialen Randgruppenbildung auseinandersetzen. Zeitlich begeben wir uns zurück bis in das späte Mittelalter und die Frühe Neuzeit, denn die Vielfalt an auch rechtlich und sozial ausgegrenzten Menschengruppen wie z.B. Prostituierten, Henkern, Schindern und Abdeckern und einer Vielzahl an fahrenden Bevölkerungsgruppen (Vaganten) führte tatsächlich zur Entwicklung eigener Lebens- und Kommunikationsformen bis hin zur Ausprägung einer eigenen Vagantensprache, die in Teilen Eingang in unsere Gegenwartssprache gefunden hat. Dabei schauen wir auch auf die sozialen, gesellschaftlichen und rechtlichen Prozesse, die Menschen und ihre Kultur marginalisierten und marginalisieren, wie beispielsweise das Befremden gegenüber mobilen Lebensformen, die zumindest Teile der Sinti und Roma bis heute pflegen. Auch Figuren wie der ‚Landstreicher‘, den Hermann Hesse zu Beginn des 20. Jahrhunderts romantisierte, der jedoch spätestens in den 1950er und frühen 1960er zur bürgerlichen Antifigur des ‚Gammlers‘ mutierte, stehen im Interesse unserer Forschungen. Thematisieren könnten wir auch den aktuellen Umgang mit den sog. 'sozial Randständigen' in Saarbrücken durch Öffentlichkeit und Medien (Beispiel Film 'Saarbrooklyn' im Spiegel TV 2019).

Selbsteinschreibung (TeilnehmerIn)
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