Am 22. Juni 2018 fand in Kaliningrad das Vorrundenspiel der Fußball-WM 2018 zwischen Serbien und der Schweiz statt. Die spannende Partie, die die Schweizer mit 2:1 für sich entscheiden konnten, blieb nicht zuletzt aufgrund ihrer politischen Brisanz in Erinnerung: Die Schweizer Nationalspieler kosovarisch-albanischer Herkunft wurden von serbischen und russischen Zuschauern ausgepfiffen und beleidigt. Die albanisch-stämmigen Torschützer der Schweiz, Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, bejubelten ihre Tore mit einer umstrittenen Adler-Geste, mit der sie auf den doppelköpfigen Adler auf der albanischen Nationalfahne anspielten, und die serbischen Spieler*innen und Zuschauer*innen damit bewusst provozierten. Der serbische Nationaltrainer Mladen Krstajic machte den deutschen Schiedstrichter Felix Brych für die Niederlage seines Teams verantwortlich und verglich Brychs Leistung mit einem Kriegsverbrechen gegen Serbien. Der Vorfall in Kaliningrad machte die internationale Öffentlichkeit auf den Konflikt um das Kosovo aufmerksam, der bis heute die Gemüter auf dem Balkan erhitzt. In dieser Veranstaltung werden zunächst die Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert und der blutige Zerfall dieses Vielvölkerstaates in den 1990er Jahren thematisiert. Die ambivalente Entwicklung Sloweniens, Kroatiens, Serbiens, Montenegros, Bosnien-Herzegowinas, Mazedoniens und des Kosovos in den 1990er Jahren und im 21. Jahrhundert wird ausführlich behandelt.

Literatur:

Marie-Janine Calic, Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, München 2010.
Ders., Südosteuropa. Geschichte einer Region, München 2016.
Holm Sundhausen, Experiment Jugoslawien. Von der Staatsgründung bis zum Staatszerfall, Mannheim 1993.
Ders., Geschichte Serbiens: 19 – 21. Jahrhundert, Wien 2007.
Katrin Boeckh, Serbien und Montenegro. Geschichte und Gegenwart, Regensburg 2009.
Ludwig Steindorff, Kroatien: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2020.
Bernhard Chiari/Agilolf Keßerling (Hg.), Wegweiser zur Geschichte Kosovo, Paderborn 2008.
Joachim Hösler, Slowenien: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Regensburg 2006.

Am 25. Juni 1984 verstarb der berühmte französische Philosoph, Soziologe und Historiker Michel Foucault an AIDS. Die Todesursache wurde aus Schamgründen nicht öffentlich thematisiert, um den Ruf des großen Intellektuellen Foucault nicht zu beschädigen. Nach dem Tod Foucaults gründete sein Lebenspartner, Soziologe Daniel Defert die NGO AIDES, die bald zur wichtigsten französischen HIV-Selbsthilfeorganisation aufstieg.
Der Fall Foucault spiegelt den Umgang mit AIDS/HIV in Frankreich, in Westeuropa und in den USA wider. Dieser Themenkomplex wird in der Veranstaltung ausführlich beleuchtet. Darüber hinaus wird auf die Geschichte des HIV, seine Verbreitung, Therapieansätze, Rezeption in der Literatur und Filmkunst, HIV-bezogene Verschwörungstheorien und die aktuelle Situation in der EU und im Ausland eingegangen.

Literatur:

Elisabet Björklund/Mariah Larsson (Hg.): A Visual History of HIV/AIDS: Exploring The Face of AIDS film archive, London 2018.
Dorothy H. Crawford, Virus Hunt: The search for the origin of HIV/AIDs, Oxford 2013.
Kevin Cunningham, HIV/AIDS (Diseases in History), Greensboro NC 2009.
Avram Finkelstein, After Silence: A History of AIDS Through Its Images, Berkeley Calif. 2017.
Henning Tümmers, AIDS: Autopsie einer Bedrohung im geteilten Deutschland, Göttingen 2017.

2017 veröffentlichte der US-amerikanische Historiker Jonathan Bach seine Abhandlung „What Remains: Everyday Encounters with the Socialist Past in Germany”. Bach reflektierte darin die Spuren der DDR, die sich in Ostdeutschland fast 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer beobachten lassen. Die Veranstaltung befasst sich mit der Entstehung, Entwicklung und dem Untergang der DDR. Die Innen- und Außenpolitik der DDR, die ambivalente Aufarbeitung des Nationalsozialismus, die deutsch-deutschen Beziehungen sowie die Wiedervereinigung und deren Folgen werden ausführlich beleuchtet. Die Rolle der Staatsicherheit im SED-Staat und der Mythos „Wundersportland DDR” werden reflektiert.

Literatur:

Dierk Hoffmann, Vom Ulbrich zu Honecker. Die Geschichte der DDR 1949–1989, Berlin 2013; Ulrich Mählert, Kleine Geschichte der DDR, München 2007; Hermann Weber, Geschichte der DDR, München 1999; Stefan Wolle, Die DDR. Eine Geschichte von der Gründung bis zum Untergang, Bonn 2015; Jonathan Bach, Die Spuren der DDR. Von Ostprodukten bis zu den Resten der Berliner Mauer, Stuttgart 2015.

Ende 2018 veröffentlichte die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte einen Bericht über den Antisemitismus in der EU. Der Bericht zeigte, dass die Judenfeindlichkeit in der Europäischen Union und in Deutschland stark verbreitet ist und sich kontinuierlich verstärkt. 

In diesem Seminar wird die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Es wird dabei insbesondere auf den rechten Antisemitismus in Westdeutschland, auf den durch den Nahostkonflikt geprägten radikalen antizionistischen Antisemitismus in der DDR und in der Bundesrepublik sowie auf verschiedene Spielarten des Antisemitismus im wiedervereinigten Deutschland eingegangen.

Literatur:

Wolfgang Benz (Hg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 1-8, München 2010-2015.
Werner Bergmann, Geschichte des Antisemitismus, München 2002.
Samuel Salzborn, Antisemitismus. Geschichte, Theorie, Empirie, Nomos: Baden-Baden 2014.
Armin Pfahl-Traughber, Antisemitismus in der deutschen Geschichte, München 2002.