Es ist nicht zuletzt die Fähigkeit, klar und präzise zu argumentieren, die einen guten Philosophen auszeichnet. Während das gesamte Philosophiestudium dazu dienen soll, die philosophische Kunst des Argumentierens zu erlernen, setzt sich diese Veranstaltung zum Ziel, ein erstes Verständnis ihrer theoretischen Grundlagen zu vermitteln. In diesem Sinne befassen wir uns zunächst mit Fragen der folgenden Art: Was ist ein Argument? Wann ist ein Argument gültig? Welche grundlegenden Typen von Argumenten gibt es?

Eine wichtige Voraussetzung für ein angemessenes Verständnis von Argumenten bildet die Einsicht, dass deren Gültigkeit insbesondere davon abhängt, welche logische Form ihre Prämissen und Konklusionen aufweisen, und dass diese logische Form in erheblicher Weise von der grammatischen Oberflächenform abweichen kann. Diese Erkenntnis findet sich bereits bei Aristoteles und spielt eine zentrale Rolle für die Entwicklung der modernen Logik seit Frege. Ein zweites wichtiges Anliegen der Veranstaltung besteht deshalb darin, den Begriff der logischen Form und andere, damit zusammenhängende Begriffe zu klären.

Ein probates Mittel, um die logische Form von Sätzen zu repräsentieren, besteht darin, diese Sätze in eine formale Sprache zu übersetzen. Auf diese Weise lassen sich die Ressourcen formaler Systeme nutzen, um wichtige Teilklassen korrekter Argumente zu systematisieren und zu kodifizieren. Ein drittes Anliegen der Veranstaltung besteht darin, ein erstes Verständnis der Beziehung zwischen natürlicher und formaler Sprache zu erarbeiten und damit zugleich einen ersten Einblick in die Beschaffenheit und (philosophische) Nützlichkeit formaler Systeme zu geben. Dabei befassen wir uns auf der formalen Seite in erster Linie mit den Systemen der klassischen Aussagen- und Prädikatenlogik, wagen aber auch einen Blick in das reiche Feld der philosophischen Logiken (modale, temporale, deontische Logik).

Auch wenn es nicht die Aufgabe dieser Einführungsveranstaltung sein kann, formale Systeme detailliert zu analysieren, soll zumindest exemplarisch anhand der klassischen Aussagenlogik vorgeführt werden, welche metatheoretischen Fragen sich im Zusammenhang einer solchen Analyse stellen (lassen). Insbesondere soll gezeigt werden, wie die drei Komponenten eines formalen Systems (Sprache, Semantik, Kalkül) zusammenhängen.

Da Argumente (normalerweise) in sprachlicher Form präsentiert werden, bildet die Kenntnis grundlegender Eigenschaften der Sprache eine unumgängliche Voraussetzung für die Beschäftigung mit den oben genannten Themen. Dies betrifft die Grundlagen vor allem der Semantik (= Theorie der Bedeutung) und in eingeschränktem Maße der Syntax und der Pragmatik. Diese Kenntnis zu vermitteln ist ein weiteres Anliegen der Veranstaltung. Obwohl dabei der Fokus auf solche Aspekte gelegt werden soll, die für die Zwecke der logischen Analyse von Sätzen und Argumenten zentral sind, wird der erste Teil der Veranstaltung eine allgemeine Einführung in die Sprachphilosophie bieten, in der u.a. Fragen der folgenden Art diskutiert werden: Was ist Sprache? Worin unterscheidet sie sich von anderen Zeichensystemen? Was ist Bedeutung? Wie beziehen wir uns sprachlich auf die Welt? Wie hängen Bedeutung und Gebrauch zusammen?

Zeit: Mittwoch 14-16 Uhr; Donnerstag 16-18 Uhr 
Ort: Gebäude E2.5 - Hörsaal III (0.03)

„Du solltest ihr helfen.“

„Es ist besser, die Wahrheit zu sagen.“

„Das war gemein von ihm.”

Dies sind drei verschiedene moralische Aussagen. Doch was bedeuten sie? Sind sie Aussagen, mit denen wir behaupten, dass dies oder jenes der Fall ist? Oder bringen wir mit ihnen nur Pro- oder Kontra-Einstellungen zum Ausdruck und versuchen, bei anderen ähnliche Einstellungen zu wecken?

Das ist eine Klasse von Fragen, mit denen wir uns beschäftigen: die Klasse der meta-ethischen Fragen. Die andere Klasse ist der so genannten material-ethischen.

Material-ethische Fragen richten sich auf das, was wir tun sollten – auf die mehr oder weniger allgemeinen Prinzipien, an denen wir unser Handeln ausrichten sollten, wenn wir wollen, dass es moralisch ist. Sollten wir es z.B. an Prinzipien ausrichten, von denen wir wollen können, dass sie allgemeines Gesetz werden? Oder sollten wir vielleicht stets danach trachten, den Nutzen aller zu maximieren?

Wir werden in der Vorlesung verschiedene Antworten auf die meta- und die material-ethischen Fragen kennen lernen und uns ihr jeweiliges Für und Wider vor Augen führen. Außerdem beschäftigen wir uns mit einer Frage aus der Angewandten Ethik.

Literatur
Rechtzeitig vor Vorlesungsbeginn gibt es eine umfangreiche Literaturliste. Zur Einstimmung empfehle ich:

  • Franz von Kutschera: Grundlagen der Ethik, 2. Aufl., Berlin, de Gruyter, 1999.
  • Dieter Birnbacher: Analytische Einführung in die Ethik, Berlin, de Gruyter, 2003.
  • Russ Schafer-Landau: The Fundamentals of Ethics, Oxford, Oxford University Press, 2010.
  • Hilfreich zur ersten Orientierung sind auch Artikel aus der Stanford Encyclopedia of Philosophy, insb. „Consequentialism”, „Deontological Ethics” und „Metaethics”.
Zeit: Dienstag 12-14 Uhr
Ort: Gebäude E2.5 - Hörsaal III (0.03)