Welche Faktoren begünstigen ein friedliches Zusammenleben und wie können diese wissenschaftlich erforscht werden? Diese Fragen stellten sich nach dem Zweiten Weltkrieg und vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und seiner ständigen nuklearen Bedrohung mit besonderer Dringlichkeit. Gemeinsam werden wir im Seminar anhand von zeithistorischen Dokumenten wie politischen Reden und Mediendebatten sowie durch den wissenschaftlichen Output der frühen Friedensforschung den kulturellen, sozialen und politischen Entstehungskontext der wissenschaftlichen Erforschung des Friedens in Deutschland und Frankreich vergleichend untersuchen.
In Deutschland entstand in den 1960er und 70er Jahren die Friedensforschung als akademische Disziplin im Spannungsfeld von Politik, Gesellschaft und internationalen Institutionen und war mit dem Aktivismus der Friedensbewegung verbunden. Aus einem Blick auf die Friedensforschung und ihrer Entstehung ergibt sich daher umgekehrt ein Bild der noch jungen BRD, ihrer innenpolitischen Verhältnisse, ihrer Position in internationalen Konflikten und ihrer Wissenschaftskultur. Für Frankreich hingegen lässt sich die Entstehung einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Frieden weniger klar nachzeichnen. Ob dies auf ein unterschiedliches Verständnis von Sicherheitspolitik und Nationalstaat sowie auf eine andere Rolle Frankreichs innerhalb internationaler Bündnisse wie der NATO zurückzuführen ist, wird eine Fragestellung des Seminars sein.
- DozentIn: Carla Maria Seemann