Was stellt eigentlich den hauptsächlichen Ansporn für uns Menschen dar, sich mit der Philosophie – also mit philosophischen Fragen und der philosophischen Methode –auseinanderzusetzen? Wieso interessiert es uns, welche Ansichten große Denker und Denkerinnen auf die Welt hatten und haben? Weshalb sind manche dieser Ansichten und Weltanschauen, auch wenn sie mittlerweile etwas in die Jahre gekommen sind – mitunter über 2000 Jahre – und nicht mehr ganz unserer gegenwärtigen, durch die modernen Wissenschaften geprägten Sicht auf die Welt entsprechen – gar, nicht mit dieser vereinbar erscheinen –, heute noch aktuell und können ständig als Inspiration beziehungsweise als Quellen neuer Ideen und Einsichten herangezogen werden? Diese Fragen zu beantworten, stellt keine einfache Aufgabe dar und wird in vollem Umfang auch nicht (so einfach) möglich sein. Dennoch zeichnet sich in der philosophischen Disziplin das Phänomen ab – welches auch einen wesentlichen Unterschied zu den Naturwissenschaften aufzeigt –, dass Ansichten und Theorien nicht in dem Sinne überholt sind und ersetzt werden, dass sie meist nicht völlig aus dem philosophischen Diskurs verschwinden. Denken wir an Philosophen wie Sokrates, Platon, Descartes, Hume, Leibniz oder Kant, so können wir feststellen, dass ihre Ansichten und Einflüsse immer wieder in den heutigen Debatten auftauchen und ernsthaft diskutiert werden. Eine Möglichkeit, sich der Beantwortung dieser Fragen zu näheren, besteht in der Betrachtung der ,Gegenstände‘, die von der Philosophie untersucht werden. Im weitesten und vielleicht im eigentlichen Sinne stellt sich die Philosophie den großen Fragen des Lebens. Einige davon sind: Was ist der Sinn des Lebens? Wer bin ich? Was macht mich zu mir? Was ist Bewusstsein? Gibt es Gott? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Woher wissen wir etwas? Wie können wir etwas über andere Wissen? Gibt es Willensfreiheit? Was ist Gerechtigkeit? Diese Antworten auf diese und ähnliche Fragen – wenn es sie überhaupt in eindeutiger Weise gibt – scheinen für uns nicht in vollem Umfang zugänglich zu sein, weshalb wir diese im Laufe der Zeit immer wieder neu überdenken, vergleichen und anpassen. Da wir also keine absoluten und unumstößlichen Antworten liefern können – zumindest noch nicht –, greifen wir auch immer wieder auf die Ideen und Ansichten aus früheren Zeiten zurück, um anhand dieser eine Revision unserer eigenen Sicht auf die Welt vornehmen zu können.

 

Eigentümlich an diesen großen Fragen der Philosophie – an den großen Fragen des Lebens – ist, dass sie sich einer eindeutigen Antwort erwehren. Einige würden sogar sagen, dass wir diese niemals (mit Gewissheit) beantworten können, weil sie die Grenzen unseres Verstandes überschreiten. Was wir aber aus diesen Fragen lernen können, ist, ein besseres Verständnis dafür, wo die Geheimnisse und wichtigsten Dinge des Lebens versteckt liegen. Wir können sie – sozusagen – dafür nutzen, unser eigenes Bild der Welt zu formen. An dieser Stelle soll dieses Seminar anknüpfen. Was aber haben Zombies, Gespenster und Gehirne im Tank mit den großen Fragen des Lebens und mit unserem Verständnis der Welt zu tun? Das „Gespenst in der Maschine“ ist eine auf Descartes zurückgehende Wendung, die auf das Zusammenspiel von Geist – Gespenst – und Körper – Maschine – als auch auf die schiere Möglichkeit eines solchen Zusammenspiels anspielt. Zombies kommen dahingehend ins Spiel, dass wir auf die Existenz anderer Personen nur durch ihr äußeres Verhalten schließen können, aber keinen direkten epistemischen Zugang zu ihrem Innenleben haben. Wie können wir also wissen, dass anderen menschlichen Körpern wirklich ein Geist oder Bewusstsein innewohnt und sie nicht rein körperliche Zombies sind, die sich nur so verhalten, als hätten sie einen Geist? Letztlich weist uns das Gedankenspiel des Gehirns im Tank beziehungsweise die wohl bekanntere Szenerie, die in dem Film „Matrix“ dargestellt wird, dass wir in Bezug auf das, was wir für die wahre objektive Realität halten, auch kolossal daneben liegen könnten. In Form von Textbeispielen, Analysen und mithilfe von ausgewählten Argumenten und Argumentrekonstruktionen, werden wir uns in diesem Seminar mit solchen Fragen vertrauter machen, sie besser verstehen lernen und wenn wir auch keine eindeutigen Antworten finden können, werden wir doch den Bereich möglicher Antworten kennen lernen. Die Literatur und weitere Informationen werden hier auf Moodle zu Beginn des Semesters bekanntgeben.

Zeit: Donnerstag 12-14Uhr
Ort: Gebäude A2 2 - Seminarraum 2.02