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In fast allen Teilbereichen der theoretischen Philosophie operieren wir mit einem Begriff des Gehalts. Der Gehalt von Aussagesätzen ist dabei das, was wir glauben, wissen, bestreiten, ... ist das, was wahr oder falsch ist, ist das, was Inhalt wissenschaftlicher Theorien ist, etc.

In der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts wurde in Philosophie und Linguistik eine beeindruckende formale Theorie des Gehalts entwickelt, die mit dem Begriff der möglichen Welten operiert: der Gehalt eines Satzes wird mit der Menge der möglichen Welten identifiziert, in der der Satz wahr ist. Unbestritten ist diese Konzeption sehr leistungsfähig, und ihre Entwicklung in frühen Arbeiten von Kripke, Lewis und Stalnaker hat für die philosophische Logik eine immense Bedeutung gehabt. Dennoch ist der mit ihr verbundene Begriff des Gehalts eines Satzes ein für viele Zwecke zu grobkörniger. So haben unter dieser Konzeption etwa alle mathematischen Wahrheiten denselben Gehalt; in vielen Kontexten scheint es aber wichtig, zwischen verschiedenen mathematischen Wahrheiten zu unterscheiden. (Zum Beispiel kann ich eine mathematische Wahrheit für wahr halten, ohne dass ich jede solche Wahrheit für wahr halte.)

Die in der jüngsten Vergangenheit von Kit Fine stark gemachte Wahrmacher-Semantik ist ein besonders vielversprechender Versuch, einen Begriff und eine formale Theorie des Gehalts zu entwickeln, die wesentlich feinkörnigere Unterscheidungen ermöglicht, dabei aber soviel wie möglich von der mathematischen Eleganz und Einfachheit der Theorie der möglichen Welten zu erhalten.

Ziel des Seminars ist es, uns ein genaues Verständnis der Grundbegriffe und der Funktionsweise der Wahrmacher-Semantik zu erarbeiten, ihre Vorzüge gegenüber der mögliche-Welten Semantik herauszuarbeiten, und einen Eindruck ihrer vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zu bekommen. Gleichzeitig werden wir ihre Grundbegriffe und -voraussetzungen kritisch reflektieren und hinterfragen.

Der im Seminar vermittelte und gemeinsam erarbeitete Stoff ist zu einem nicht unerheblichen Ausmaß recht formaler Natur, die gewinnbringende Teilnahme setzt daher Interesse an formal-logisch-mathematischen Themen voraus. Doch haben Sie keine Scheu! Wir werden das Material langsam und Schritt für Schritt gemeinsam im Seminar durcharbeiten. Ein dabei beabsichtigter Nebeneffekt ist, dass Sie eine grundständige Kompetenz im Umgang mit formalen Methoden erhalten, die bei der Lektüre von zahlreichen aktuellen Arbeiten zur theoretischen Philosophie, aber auch bei der Lektüre von Texten aus anderen Wissenschaften (wie etwa Linguistik oder Logik) äußerst nützlich sein kann.

Literatur:
Zur Vorbereitung: Kit Fine, „Survey of Truthmaker Semantics“, https://www.academia.edu/10908756/survey_of_truthmaker_semantics

Weitere Literatur wird im Seminar bekanntgegeben

Zeit: Dienstag 10-12Uhr
Ort: Gebäude A2 2 - Seminarraum 2.09
Selbsteinschreibung (TeilnehmerIn)
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