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Theorien der Verteilungsgerechtigkeit (auch distributive Gerechtigkeit genannt) sollen Antworten auf die Frage liefern, wie wir bestimmte materielle oder immaterielle Güter und Lasten zwischen Menschen verteilen sollten. Sie beschäftigen sich also mit den normativen Kriterien für die Verteilung der moralisch relevanten Güter und Lasten. In diesem Seminar werden wir einige Grundfragen dieser theoretischen Beschäftigung mit Verteilungsgerechtigkeit in den Blick nehmen. Insbesondere werden uns vier Fragen beschäftigen:

1. Wie sind Frage und Gegenstand der Verteilungsgerechtigkeit von anderen Fragen der Gerechtigkeit abgegrenzt, bspw. der Gerechtigkeit als persönlicher Tugend, als Tauschgerechtigkeit, oder als korrektiver Gerechtigkeit?

2. Was wird überhaupt verheilt bzw. was ist die Währung oder Metrik des zu Verteilenden? Zu den möglichen Kandidaten als Antwort auf diese kontrovers diskutierte Frage zählen bspw. Ressourcen, Grundgüter, Chancen auf Positionen, Wohlfahrt und Fähigkeiten gezählt.

3. Was ist die richtige Verteilungsfunktion? Verschiedene Prinzipien der distributiven Gerechtigkeit konkurrieren miteinander: Sollten alle gleich viel bekommen (Egalitarismus), sollten die am schlechtesten Gestellten Vorrang haben (Rawls’ Differenzprinzip), sollten schlechter Gestellte bevorzugt werden (Prioritarismus) oder reicht es lediglich, wenn alle genug haben (Suffizientarismus)? Die unterschiedlichen Positionen bewerten einzelne Aspekte wie z.B. Bedürftigkeit und Verdienst unterschiedlich.

4. Welche Reichweite haben Prinzipien der Verteilungsgerechtigkeit; sind sie lediglich auf bestimmten Gruppen oder einzelne Staaten begrenzt oder finden die Positionen auch auf der globalen Ebene Anwendung?

5. Warum ist eine gerechte Verteilung bestimmter Güter und Lasten überhaupt wichtig?

Viele dieser Fragen werden schon seit der Antike diskutiert. In diesem Seminar wird es allerdings primär um eine Aneignung der reichhaltigen theoretischen Diskussion der letzten Jahrzehnte gehen. Wir werden Texte lesen von u.a. John Rawls, Thomas Nagel, Richard Arneson, Martha Nussbaum, Derek Parfit und Larry Temkin.

Das Seminar ist als Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten gestaltet. Die inhaltlichen Teile sind jeweils mit Elementen zum Erwerb methodischer Kompetenzen gekoppelt. Dabei geht es insbesondere um die methodisch angeleitete Aneignung von Texten, das Rekonstruieren und Kritisieren von Argumenten, sowie Übungen dazu eigene Thesen, Einwände und Texte zu entwickeln.

Einige Texte sind ausschließlich in englischer Sprache vorhanden. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird deshalb vorausgesetzt.

Zeit: Mittwoch 8.30-10Uhr
Ort: Gebäude A2 2 - Seminarraum 2.09
Selbsteinschreibung (TeilnehmerIn)
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