Bis zu welchem Grad kann eine Hoffnung berechtig sein, Sprache oder Erfahrung könnten einem Spiegel gleich die Wirklichkeit abbilden? Dies sind Kernfragen aus dem 1979 erschienen Buch „Philosophy and the Mirror of Nature“, das viele Standardpositionen aus Erkenntnistheorie und Philosophie des Geistes auf den Prüfstein zu stellen versuchte – auch um metaphilosophische Driftbewegungen gleichenteils zu analysieren wie zu dirigieren.

 

Entlang ausgewählter Schlüsselpassagen erarbeitet sich das Seminar mittels textnaher Diskussionen wichtiger Details ein Verständnis von Richard Rortys Kritik einer repräsentalistischen, essentialistischen Philosophie. Ausgehend von Wilfried Sellars Kritik am Mythos des Gegebenen, von Willard Van Orman Quines Skepsis gegenüber der Sprache-Tatsachen-Distinktion, von Thomas Kuhns wissenschaftshistorischen Analysen und weiteren kritischen Projekten jener Zeit versucht Rorty unter Rückbezug auf seinen akademischen Lehrer Rudolph Carnap zentrale Probleme der Philosophie als Scheinprobleme zu entlarven.

 

Konkret versucht das Seminar in Lektüre und Diskussion ein tieferes Verständnis von Rortys Philosophie zu entwickeln entlang dieser Fragen: Weshalb und in welchen Hinsichten ist eine Abkehr von Descartes und Kant für Rorty erforderlich? Weshalb will Rorty die Zuversicht zerstreuen, dass man tatsächlich eine Philosophie des Geistes, eine Theorie des Wissens oder eine Grundlegung der Philosophie im Sinne Kants haben könnte? Weshalb diskutiert Rorty Theorien der Referenz ohne eine eigene im Angebot zu haben? Zu welchen Zwecken versucht Rorty Teile der Philosophien von Wittgenstein, Heidegger und Dewey zu verbinden? Worin mag der Wert therapeutischen Philosophierens liegen?

 

Organisatorischer Hinweis: In zwei Wochen des Semesters werden Sitzungen ausfallen, die zu einem alternativen, mit dem gesamten Seminar festgelegten Zeitpunkt als Block (180 Minuten) nachgeholt werden.

Zeit: Mittwoch 12h15-13h45 (+ ein Block á 180 Minuten)
Ort: Gebäude A2 2 - Seminarraum 2.09