In dieser Vorlesung werden voraussichtlich die folgenden Denkrichtungen und Autoren zur Sprache kommen:
Phänomenologie (Husserl, Heidegger), Existenzphilosophie und französischer Existentialismus (Heidegger, Sartre, Camus), sprachanalytische Philosophie und logischer Positivismus (Frege, Wittgenstein, Carnap), Kritischer Rationalismus (Popper), Sozialphilosophie der Frankfurter und der Pariser Schule (Horkheimer, Adorno, Foucault).
Zum Glück hat man es hierbei nicht mit einem unzusammenhängenden Sammelsurium zu tun, sondern es bestehen vielfältige inhaltliche Verbindungen, z. B. durch Oppositionsstellung: Was beispielsweise führenden logischen Positivisten als Ausweis wissenschaftlicher Rationalität gilt, verdammen Horkheimer und Adorno als freiheitsgefährdende Auslieferung an Maß, Zahl und Berechenbarkeit; heute würden sie wahrscheinlich von einer drohenden Herrschaft der Algorithmen sprechen. Wo Heidegger für die daseinsanalytische Erschließung von Grundzügen der menschlichen Existenz, mit ihren aus dem Möglichkeitsbewusstsein herkommenden Besorgnissen, eine geeignete Sprache zu schaffen versucht, wirft Carnap ihm die Produktion sinnloser Sätze vor, spricht Adorno von der Verstrickung in einen "Jargon der Eigentlichkeit"; und auch Satiriker melden sich zu Wort, etwa im Stile einer Klosterfrau-Melissengeist-Werbung: "Greifen auch Sie zu! Werden Sie eigentlich! In schwerer Zeit nur Heideggers Seynstinktur" (H. Heckmann, 1972).
Überhaupt spielt sich die Philosophie in jener Zeit keineswegs ausschließlich in akademischen Isolierkammern ab, sondern man sieht z. B. Ausstrahlungen in Romane und Theaterstücke. Auch diesem Aspekt soll in der Vorlesung nachgegangen werden.
Zeit: Mittwoch 10-12 Uhr
Ort: Gebäude A4.2 - Seminarraum 311.1
- DozentIn: Ulrich Nortmann