Aristoteles’ Nikomachische Ethik stellt nicht nur die bekannteste Ethik der Antike, sondern auch eines der bisher einflussreichsten Werke der Moralphilosophie dar. Sie ist eine eudämonistische sowie teleologische Ethik im Gegensatz zu den deontologischen Moraltheorien. Aristoteles’ Ethik basiert auf einer Anthropologie, nach der jede unserer Tätigkeiten nach einem Zweck, und zwar nach einem Gut strebt – ob nach einer reinen Tätigkeit oder nach einem Werk. Während der Mensch das Leben und die Sinnesempfindung mit den anderen Lebewesen bzw. den anderen Tieren teilt, ist das für den Mensch Spezifische seine Vernunft. Der Gegenstand der Ethik ist das gute bzw. das glückliche Leben als das höchste Gut. Da sich „das oberste dem Menschen erreichbare Gut […] als ein Tätigsein der Seele im Sinne der ihr wesenhaften Tüchtigkeit“ darstellt, entwickelt Aristoteles eine entsprechende Tugendlehre. Während Tugenden als Charaktereigenschaften bzw. als Dispositionen einerseits den jeweils richtigen Zweck festsetzen und andererseits zu dessen richtigen Verfolgung motivieren, bestimmt die Klugheit den richtigen Weg zum Zweck, wobei auf die Umstände geachtet wird. Die Tugenden bestimmt Aristoteles als das richtige Maß und als Mitte zwischen Übermaß und Mangel. Die aristotelische Ethik unterscheidet sich wesentlich von der hedonistischen. Nicht nur die Schlechtigkeit, sondern auch die Willensschwäche stehen als Maßlosigkeit der Tugend im Wege. Aristoteles’ Handlungstheorie, seine Tugendlehre sowie die bedeutendsten praktischen Tugenden (Gerechtigkeit, Freundschaft) werden in diesem Seminar ausgelegt und kritisch untersucht.
Primärliteratur:
Aristoteles 2013: Nikomachische Ethik, übers. v. Ursula Wolf, Hamburg.
Sekundärliteratur:
Allgemeine Literatur zu Aristoteles:
Rapp, Christof (Hrsg.) 2011: Aristoteles-Handbuch, Stuttgart.
Rapp, Christof 2012: Aristoteles zur Einführung, Hamburg.
Literatur zur Nikomachische[n] Ethik:
Broadie, Sarah 1991: Ethics with Aristotle, Oxford.
Höffe, Otfried (Hrsg.) 1995: Aristoteles. Die Nikomachische Ethik, Berlin.
Urmson, James O. 1987: Aristotle’s Ethics, Oxford.
Wolf, Ursula 2002: Aristoteles’ „Nikomachische Ethik“, Darmstadt.
Termine:
Samstag 14.12: 9-18 Uhr
Sonntag 15.12: 9-15 Uhr
Samstag 18.01: 9-18 Uhr
Sonntag 19.01: 9-15 Uhr
Ort:
Gebäude A2.3 - Raum 0.09
- DozentIn: Jean-Christophe Merle