In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit vielgestaltigen filmischen Oeuvre von Agnès Varda: Dabei berücksichtigen wir Spielfilme ebenso wie „kleine Formen”. Fiktionale Zugriffe werden berücksichtigt, aber auch Filme, die durch einen dokumentarischen Gestus geprägt werden.
Insgesamt ist die Filmkunst von Agnès Varda ist essayistisch geprägt. Sie entfaltet sich genreübergreifend in den Zwischenräumen der klassischen formalen Konventionen. Der von Agnès Varda geprägte Begriff der cinécriture beschreibt ein filmisches Vorgehen, das eng mit den theoretischen Reflexionen der Nouvelle Vague entwachsen ist: Mit ihrer Kamera entwickelt die Filmautorin eine individuelle Handschrift (caméra-stylo), ein originelles und intuitives Schreiben in Bildern, das erst während der Montage entsteht.
Trotz oder vielleicht gerade bei aller kühnen Filmästhetik ist dem künstlerischen Schaffen von Agnès Varda ein durchaus sozialkritischer und politisch engagierter Impetus eigen, dem wir nachspüren wollen. Ihre Filme sind auch Porträts der französischen Gesellschaft, sie kritisieren Missstände (Diskriminierungen, Kapitalismuskritik) – und verlieren dabei weder ihre subtile ästhetische Faktur und sinnliche Bildsprache noch ihre humoristische Note: „Les Glaneurs et la glaneuse porte sur un sujet grave, sérieux. Mais je ne voulais pas me transformer en ‘madame sociologue’, alors j’ai aussi filmé des choses légères [...]. J’aime les associations d’idées et d’images, le glissement d’une sensation à une autre. Être dans une fluidité à la fois douce et sautillante. »
Thematische Achsen der Seminararbeit sind u. a.: Ästhetik des filmischen (Selbst-)Porträts; urbane Flanerien / paysages urbains au cinéma; surrealistische Prägung der Filmästhetik (Rolle des Zufalls); Zeitstrukturen; feministische Prägung der Filme, politisches und gesellschaftliches Engagement.
- DozentIn: Florian Henke