Innenpolitischer Aufruhr, wirtschaftliche Krisen, Zukunftsängste – diese und weitere Schlagworte prägen unsere Vorstellung von den späten 1960er bis frühen 1980er Jahren. Auch die Zeitgeschichte, die diese Phase nun zunehmend in den Blick nimmt, scheint die negative Konnotation dieses Abschnitts der Geschichte zu verstärken.

Zeitlich fokussiert die Übung die Regierungszeit der sozial-liberalen Koalition bis zur "Kohl ’schen Wende" (1969–1982/83) und überwindet somit starre Grenzen der geschichtlichen Periodisierung anhand von Dekaden. Inhaltlich wird zunächst die Historiografie dieses Zeitabschnitts in den Blick genommen: Mit welchen Themen befasst sich die Zeitgeschichte und welche besonderen Herausforderungen muss sie hinsichtlich dieser Periode meistern?

Thematisch behandelt die Lehrveranstaltung verschiedene Ereignisse und Aspekte innerhalb von vier Blöcken: Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Zu Ersterem sind u. a. innenpolitische Krisen wie der "Deutsche Herbst" und die konstruktiven Misstrauensvoten zu nennen. Außenpolitisch gilt es sich insb. den Themen Ostpolitik und NATO anzunähern. Im Block Wirtschaft wird nicht nur die Ölkrise, sondern umfassender der strukturelle Wandel "nach dem Boom" betrachtet. Kernthemen im Bereich Gesellschaft sind die Umwelt- und Friedensbewegung. Hier wird u. a. zu diskutieren sein, ob der Schlüsselbegriff "Protestkultur" ausschließlich als zentrale Kategorie der Sechzigerjahre zu deuten ist und nicht auch die "langen 1970er-Jahre" als Zeit des gesellschaftlichen Aufruhrs zu charakterisieren sind. Im letzten Bock der Übung wird danach gefragt, wie sich diese politisch-gesellschaftlichen und wirtschaftlich-strukturellen Veränderungen auf mediale Inhalte und Praktiken sowie Mode und Trends auswirkten.

Die Veranstaltung bietet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in erster Linie die Möglichkeit, den Umgang mit zeithistorischen Quellen zu erproben. Welche Quellen bietet die Zeitgeschichte? Wie sind diese zu analysieren? Diese und weitere Fragen werden in Praxisübungen in den Sitzungen und innerhalb der Referate der Studierenden erörtert.

Literatur: 

Knud Andresen/Ursula Bitzegeio/Jürgen Mittag (Hg.), "Nach dem Strukturbruch"? Kontinuität und Wandel von Arbeitsbeziehungen und Arbeitswelt(en) seit den 1970er-Jahren (=Politik- und Gesellschaftsgeschichte; 89), Bonn 2011; Anselm Doering-Manteuffel, Lutz Raphael, Thomas Schlemmer (Hg.), Vorgeschichte der Gegenwart. Dimensionen des Strukturbruchs nach dem Boom. Göttingen 2016; Werner Faulstich (Hg.), Die Kultur der siebziger Jahre, München 2004; Ders. (Hg.), Die Kultur der achtziger Jahre, München 2005; Konrad H. Jarausch (Hg.), Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte, Göttingen 2008. 
Zeitschriften: Archiv für Sozialgeschichte, 44 (2004): Die Siebzigerjahre. Gesellschaftliche Entwicklungen in Deutschland; Informationen zur politischen Bildung, 270 (2001): Deutschland in den 70er/80er Jahren; Geschichte und Gesellschaft 42 (2016): Die 1970er Jahre in Westeuropa; Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, 3 (2006), H. 3: Die 1970er-Jahre – Inventur einer Umbruchzeit.

Zeitlich fokussiert das Seminar zum einen konkret die Jahre 1945–1949/55. Ferner wird zu klären sein, welche langfristigen Auswirkungen die amerikanische Besatzung auf Politik, Wirtschaft und Kultur Westdeutschlands hatte.
Zunächst gilt es, das Zusammentreffen und -leben der US-Amerikaner mit den Deutschen zu untersuchen: Empfand die deutsche Bevölkerung den Einmarsch des US-Militärs als Eroberung oder als Befreiung? Wie erlebten die US-Soldaten das Leben in der Fremde? Auch sind die Maßnahmen und Ziele der amerikanischen Besatzung zu analysieren: Welche Auswirkungen hatte beispielsweise der sogenannte Marshallplan auf die westdeutsche Wirtschaft? Wie und warum sollten die Deutschen „umerzogen“ werden? Zentral ist ebenso die Frage, auf welche Weise die amerikanische Besatzungspolitik kulturpolitisch und medial flankiert wurde. Außerdem gilt es zu erörtern, ob all dies eine ‚Amerikanisierung‘ Westdeutschlands zur Folge hatte.

Literatur:

Arnd Bauerkämper; Konrad Jarausch; Marcus Payk (Hg.), Demokratiewunder. Transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands 1945–1970, Göttingen 2005. Wolfgang Benz (Hg.), Deutschland unter alliierter Besatzung 1945–1949/55. Ein Handbuch, Berlin 1999. Katharina Gerund, Heike Paul (Hg.), Die amerikanische Reeducation-Politik nach 1945. Interdisziplinäre Perspektiven auf „America’s Germany“, Bielefeld 2015. Klaus-Dietmar Henke, Die amerikanische Besetzung Deutschlands (=Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte; Bd. 27), München² 1996. Maria Höhn, Amis, Cadillacs und „Negerliebchen“. GIs im Nachkriegsdeutschland (=Neue Beiträge zur Geistesgeschichte; Bd. 9), Berlin 2008. Junker, Detlef (Hg.), Die USA und Deutschland im Zeitalter des Kalten Krieges 1945–1990. Ein Handbuch; 2 Bände, Stuttgart² 2001. Volker Koop, Besetzt. Amerikanische Besatzungspolitik in Deutschland, Berlin 2006.

Konsum wurde zu einem populären und transnational betrachteten Themenfeld der Zeitgeschichte, doch eine vergleichende Konsumgeschichte der Saar steht noch aus. Zunächst werden verschiedene Theorien und Methoden der Konsumgeschichte beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Mangelgesellschaften zu modernen Massenkonsumgesellschaften in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg. Hierbei sollen besonders transfergeschichtliche Ansätze in den Blick genommen werden. Anschließend wird das Thema im regionalhistorischen Kontext beleuchtet. Über die Bereiche Ernährung, Bekleidung und Mode, Haushalt und Wohnen, Unterhaltung und Vergnügen sowie Mobilität und Massentourismus werden verschiedene Facetten der saarländischen Konsumgeschichte untersucht und Bezüge zur modernen transnationalen Konsumgeschichte hergestellt. Wie wirkte sich die politische und wirtschaftliche Sondersituation an der Saar auf den Konsum aus? Gab es auch danach besondere „saarländische Eigenarten“? Agierten die saarländischen Verbraucherinnen und Verbraucher eher „deutsch“ oder „französisch“?
Die Übung bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmer in erster Linie die Möglichkeit, den Umgang mit zeithistorischen Quellen zu erproben: Welche Quellen bietet die Zeitgeschichte und wie können diese analysiert werden? Durch gemeinsame Praxisübungen in den Sitzungen, die von der Dozentin und den Studierenden gestaltet werden, wird genügend Raum gegeben, um sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Um die Veranstaltung erfolgreich abzuschließen, wird von den Studierenden neben der aktiven Teilnahme an den virtuellen Sitzungen ein Referat, ein Videobeitrag oder ein Essay verlangt.

Literatur:

Heinz-Gerhard Haupt / Claudius Torp (Hg), Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890–1990. Ein Handbuch, Frankfurt a. M. 2009; Sabine Haustein, Vom Mangel zum Massenkonsum. Deutschland, Frankreich und Großbritannien im Vergleich 1945–1970, Frankfurt a.M./New York 2007; Hans-Christian Herrmann / Ruth Bauer / Kathrin Schmidt (Hg.), Schaufenster des Lebens. 150 Jahre Bahnhofstraße Saarbrücken (=Veröffentlichungen des Stadtarchivs Saarbrücken; 3), Marpingen² 2015; Hans-Christian Herrmann (Hg.), Saarbrücken à la carte. Die Geschichte der Genussregion Saarland (=Veröffentlichungen des Stadtarchivs Saarbrücken; 2), Saarbrücken 2012; Ders. / Ruth Bauer (Hg.), Saarbrücken in Fahrt. 125 Jahre Automobil an der Saar (=Veröffentlichungen des Stadtarchivs Saarbrücken; 1), Marpingen 2011; Hannes Siegrist / Hartmut Kaelble / Jürgen Kocka (Hg.), Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. bis 20. Jahrhundert), Frankfurt a. M. 1997.

„Die enge Freundschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika beruht auf historisch gewachsenen Beziehungen, gemeinsamen Erfahrungen, Werten und Interessen“, so fasst das Auswärtige Amt die bilateralen Beziehungen zwischen den USA und der Bundesrepublik zusammen. Doch war und ist das transatlantische Verhältnis nie frei von Ambivalenzen; oft gingen und gehen Faszination und Kritik Hand in Hand. Aktuell sorgen die „Black-Lives-Matter“-Bewegung sowie der geplante Abzug amerikanischer Truppen aus Deutschland für Diskussionen.
In der Zeit von 1945 bis 1990 beeinflussten die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und der Ost-West-Konflikt in großem Maße die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Doch auch die Präsenz des US-Militärs in Deutschland und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung waren Themen, die sich auf das transatlantische Verhältnis auswirkten und das Bild von Amerika für viele Deutsche prägten.
Neben diesen, werden weitere beispielhafte Aspekte und Themen des transatlantischen Verhältnisses innerhalb von fünf Blöcken – Politik, Sicherheit, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur – betrachtet. Im Fokus liegen die westdeutsch-amerikanischen Kontakte und Transfers, doch werden auch die Beziehungen zwischen der DDR und den USA von Interesse sein.

Die Übung bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmer in erster Linie die Möglichkeit, den Umgang mit zeithistorischen Quellen zu erproben: Welche Quellen bietet die Zeitgeschichte und wie können diese analysiert werden? Durch gemeinsame Praxisübungen in den Sitzungen, die von der Dozentin und den Studierenden selbst gestaltet werden, wird genügend Raum gegeben, um sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Um die Veranstaltung erfolgreich abzuschließen, wird von den Studierenden ein Referat oder ein Essay verlangt. Die Veranstaltung wird in digitaler Form stattfinden: Unterlagen werden über Moodle bereitgestellt und die Sitzungen werden virtuell zu den angegebenen Kurszeiten via MS Teams stattfinden. Englischkenntnisse werden vorausgesetzt.

 

Literatur:

BENKERT, Volker (Hg.), Feinde, Freunde, Fremde? Deutsche Perspektiven auf die USA (=Tutzinger Studien zur Politik; Bd.11), Baden-Baden 2018.
BERG, Manfred / GASSERT, Philipp (Hg.), Deutschland und die USA in der Internationalen Geschichte des 20. Jahrhunderts, Festschrift für Detlef Junker, Stuttgart 2004.
HOCHMUTH, Katharina (Hg.), Krieg der Welten. Zur Geschichte des Kalten Krieges (=Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung; Bd. 100059), Bonn 2017.
JUNKER, Detlef (Hg.) Die USA und Deutschland im Zeitalter des Kalten Krieges, 1945–1990. Ein Handbuch, 2 Bände, Stuttgart 2001.
STÖVER, Bernd, Der Kalte Krieg 1947–1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters, München 2017.

Politisch gehört das Saarland seit der „kleinen Wiedervereinigung“ am 1. Januar 1957 zur Bundesrepublik und war somit das jüngste deutsche Bundesland. Die wirtschaftliche Eingliederung erfolgte am sogenannten „Tag X“ am 6. Juli 1959.

Die Übung fokussiert zeitlich die drei Jahrzehnte nach dem „Tag X“, blickt somit über die unmittelbare Übergangszeit hinaus. Inhaltlich gilt es sich der Frage zu nähern, welche wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen an der Saar von statten gingen. Deckten sich diese mit bundesdeutschen Trends oder gab es Besonderheiten? Manifestierte sich durch das Nein zum Europastatut eine generelle Abwehrhaltung in Richtung Europa und Modernität oder gab es doch einen gesellschaftlichen Aufbruch in und um Saarbrücken? Inhaltlich wendet sich die Veranstaltung demnach nicht nur politischen und wirtschaftlichen Themen, sondern gerade auch gesellschaftlich-kulturellen Aspekten zu, wie beispielsweise der Studenten- und Friedensbewegung, der Medienlandschaft, dem Konsum sowie kulturellen Akteuren.

Die Veranstaltung bietet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in erster Linie die Möglichkeit, den Umgang mit zeithistorischen Quellen zu erproben. Welche Quellen bietet die Zeitgeschichte? Wie analysiere ich Quellen? Diese und weitere Fragen werden in Praxisübungen in den Sitzungen und innerhalb der Referate der Studierenden erörtert.

Literatur:

Paul Burgard / Ludwig Linsmayer, 50 Jahre Saarland. Von der Eingliederung in die Bundesrepublik bis zum Landesjubiläum (=Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken; Bd. 5), Saarbrücken 2007. Wilfried Busemann, Den eigenen Weg gehen. Die Selbstfindung der Sozialdemokratie an der Saar 1945 bis 1968 (=Geschichte der sozialdemokratischen Bewegung an der Saar von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert; Bd. 3), St. Ingbert 2013. Anselm Doering-Manteuffel / Lutz Raphael, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2012³. Marcus Hahn, Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956–1970. Regionale Politik zwischen Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland und Kohlekrise (=Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung; Bd. 36), Merzig 2003. Ludwig Linsmayer (Hg.), Die Geburt des Saarlandes. Zur Dramaturgie eines Sonderweges, (= Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken; Bd. 3), Saarbrücken 2007. Axel Schildt / Detlef Siegfried, Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik von 1945 bis zur Gegenwart, München 2009. Edgar Wolfrum, Die Bundesrepublik Deutschland 1949–1990 (=Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte; Bd. 23). Stuttgart 200510. Clemens Zimmermann / Rainer Hudemann / Michael Kuderna (Hg.), Medienlandschaft Saar. Von 1945 bis in die Gegenwart, 3 Bände, München 2010.