Nur wenige Frauen konnten im Mittelalter ihre Stimme erheben, Briefe und Dokumente verfassen und zu politischen und philosophischen Themen Stellung nehmen. Unabhängig davon, ob sie selbst schreiben konnten oder sie ihre Texte diktierten, werden im Seminar anhand von Fallbeispielen die Möglichkeit und die Formen untersucht, die Frauen offenstanden, um an familiären, politischen, religiösen und gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen. Ziel der Lehrveranstaltung ist das Wirken von Frauen als Autorinnen und ihre Texte zu analysieren und diese in die entsprechenden historischen Kontexte einzuordnen. Darüber hinaus gilt es auch zu reflektieren, ob in den Texten geschlechterspezifische Hinweise zu erkennen sind.
Eine regelmäßige Teilnahme ist erforderlich und Kenntnisse der lateinischen Sprache vorausgesetzt.
Literatur:
Battista, Francesca, „No Man is a Woman“: Studying Gender Constructions and Women's Voices in Medieval Artes Dictandi and Model Letter Collections, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 127 (2019), S. 334-357; Brandt, Gisela (Hg.), Texte - Zeugnisse des produktiven Sprachhandelns von Frauen in privaten, halböffentlichen und öffentlichen Diskursen vom Mittelalter bis in die Gegenwart, Stuttgart 2012; Bennewitz, Ingrid / Kasten, Ingrid (Hg.), Genderdiskurse und Körperbilder im Mittelalter: Eine Bilanzierung nach Butler und Laqueur (Bamberger Studien zum Mittelalter 1), Münster/Hamburg/London 2002; Gnüg, Hiltrud/ Möhrmann, Renate (Hg.), Frauen, Literatur, Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart 1999; Duby, Georges/Perrot, Michelle (Hg.), Geschichte der Frauen, Bd.2, Frankfurt a. M. 1993 – 1994; Brinker-Gabler, Gisela (Hg.), Deutsche Literatur von Frauen, Bd. 1: Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, München 1988, insbesondere S. 39-109 und 516-520.
- DozentIn: Cristina Andenna