Die Athenische Gesellschaft zur Erinnerung an die Argonautenexpedition veranstaltet jedes Jahr im Hafen von Piräus eine feierliche Vorführung der "Argo", in welchem Theseus nach Kolchis schiffte, um das Goldene Vlies zu erlangen. Die jährlichen Zeremonien nehmen über die Zeit die gute alte Galeere etwas in Anspruch, was zu regelmäßigen Reparaturen führt, bei denen einige Planken und ähnliches durch neuere Teile ersetzt werden. Aus Pietätsgründen bewahren die Athener die ersetzten Holzteile in ihrem Argonautenmuseum auf; da sich in der Zeit beträchtlich viele Stücke anhäufen, kommt man auf die blendende Idee, diese zur Erbauung der zahlreichen Touristen wieder zu einem Schiff zusammenzusetzen.

Das bringt den Sophisten Philemon, nie um ein geistreiches Paradoxon verlegen, auf die Idee, die Frage zu stellen: Welches ist das wahre Schiff des Theseus: das Schiff, das alljährlich durch den Piräus schippert, oder dasjenige, welches die reichen, aber unbedarften persischen und phönizischen Touristen im Argonautenmuseum anstarren ?

Bei diesem und ähnlichen Rätseln geht es offensichtlich um Teil-Ganzes-Beziehungen, und die Disziplin, welche sich damit befasst, ist die Mereologie. In diesem Kurse werden wir uns zunächst mit den Grundlagen dieses Teils (sic!) der Metaphysik vertraut machen, um uns dann mit Problemen der Mereologie konkreter und abstrakter Gegenstände zu befassen.

Literatur: Lando, Giorgio (2018), Mereology: A Philosophical Introduction, London: Bloomsbury.

Montag:
Zeit: 14-16Uhr
Ort: