In der griechischen Antike hatte Aristoteles im Wesentlichen der Ontologie die Rolle einer Fundamentalphilosophie oder „ersten” Wissenschaft zugesprochen; auch das prominenteste Lehrstück Platons, die 'Ideen'-Metaphysik, ist vor allem eine ontologische Konzeption. Im lateinischen Mittelalter ist es dann im Großen und Ganzen bei diesem Vorrang der Ontologie geblieben.
In der Neuzeit beginnen jedoch, teils in bewusster Absetzung gegen die mittelalterliche Tradition, die Akzente verschoben zu werden. Nehmen Sie etwa Descartes. Auch er spricht, im Titel seiner Meditationen von 1641/42, von einer „ersten” Philosophie. Doch dem in den Meditationen durchgeführten Fundierungsprojekt verleiht er einen klar erkenntnistheoretischen und in der Darstellungsart entschieden subjektbezogenen Charakter. Die Analyse von Erkenntnisprozessen und die Frage, wie sich in solchen Prozessen eventuell von der Subjekt- und von der Objektseite herkommende Beiträge auseinandersortieren lassen, bleibt dann eine zentrale Thematik für führende Vertreter der neuzeitlichen europäischen Philosophie – bis es schließlich mit der verstärkten Thematisierung von Sprache als dem Medium und vielleicht auch dem Impulsgeber des Gedankenausdrucks zu einer abermaligen Akzentverschiebung ('linguistic turn') kommt.
In der Vorlesung sollen diese Entwicklungslinien anhand ausgewählter Auszüge aus maßgeblichen philosophischen Quellen verfolgt werden. Dabei werden voraussichtlich R. Descartes, J. Locke, G. W. Leibniz, D. Hume, I. Kant und G. Frege mit Textproben zur Sprache kommen.
Zeit: Mittwoch 12-14 Uhr
Ort: Geb. E2 5 - Hörsaal II (0.02)