Jugend, Revolte und Aufbruch im Kino: Die Nouvelle Vague gilt als epochale Wendemarke in der Geschichte des französischen Films. Um 1960 revolutioniert eine neue Generation filmischer auteurs in zum Teil bilderstürmerischem Duktus überkommene Konventionen des Filmschaffens. Die Filmästhetik der Nouvelle Vague ist gekennzeichnet durch einen Verzicht auf kommerzielle Standards und auf Starschauspieler, eine programmatische Plein-Air-Ästhetik und durch Freude an improvisatorischen Elementen. Kino soll nicht mehr als Handwerk und Kommerz, sondern als Kunst verstanden werden, weshalb der Filmemacher selbstbewusst zum auteur erklärt wird. Das Autorkonzept ist enorm wirkungsmächtig und prägt bis heute das Selbstverständnis zahlreicher Filmschaffender in Frankreich und erklärt nicht zuletzt die herausgehobene Rolle, die das Kino bis heute im kulturellen Leben in Frankreich einnehmen konnte.
In diesem Seminar sollen zunächst einige ausgewählte Texte gelesen werden, die – veröffentlicht zumeist in den oder im Umfeld der Cahiers du cinéma – die ästhetischen Postulate der Nouvelle Vague programmatisch und im Duktus künstlerischer Manifeste artikulieren.
Diese Texte sind jedoch nur Ausgangspunkt für das, was sodann im Zentrum der Seminararbeit stehen soll, nämlich die Beschäftigung mit den Filmen selbst. Dabei wird deutlich werden, dass das Label "Nouvelle Vague" höchst unterschiedliche künstlerische Ansätze hervorbringt, wobei wir uns auf ausgewählte Filme von François Truffaut, Jean-Luc Godard, Claude Chabrol und Éric Rohmer konzentrieren werden.
- DozentIn: Florian Henke