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Kommentar

Die Renaissance ist schon seit langer Zeit ein fester Bestandteil europäischer Selbstvergewisserung. Doch ist eine solche eurozentrische Sicht überhaupt noch haltbar? In diesem Seminar werden wir uns zunächst einen kurzen Überblick über die Tradition des Renaissancebegriffs in der Forschung verschaffen, die auf Jacob Burckhardt (1860) zurückgeht. Dann wenden wir uns neueren Forschungsansätzen zu, die versuchen, die Epoche und den Begriff der Renaissance zu hinterfragen und globalgeschichtlich anschlussfähig zu machen.
So lassen sich etwa in der italienischen Renaissance vor 1500 vielfältige Spuren materieller Kultur und stilistischer Einflüsse aus Asien entdecken. Nach 1500 war die europäische Renaissance dann eng mit dem Kolonialismus in Amerika und Asien verflochten: Gewinne aus der Ausbeutung von Ressourcen und Menschen außerhalb Europas wurden (nicht nur) in die Kulturproduktion in Europa investiert, und europäische Höfe schmückten sich mit Beutekunst aus Afrika und den Amerikas. Neuere Forschungen haben außerdem die Beteiligung nicht-europäischer Akteure am Kunstschaffen und humanistischer Gelehrsamkeit herausgearbeitet. Andererseits gab es (vor allem in Deutschland) Humanisten, die sich kritisch zu den ersten Anzeichen einer Globalisierung im 16. Jahrhundert äußerten.

Literatur:

Peter Burke/Luke Clossey/Felipe Fernández-Armesto, The Global Renaissance, in: Journal of World History 28.1 (2017), S. 1–30; Jerry Brotton, The Renaissance: A very short introduction, Oxford 2006.

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