Wissenschaftstheorie wird üblicherweise als eine Art Meta-Theorie betrieben, d. h. als ein theoretisches Projekt, das „danach” kommt: Zuerst sind die empirisch verfahrenden Wissenschaften und deren Theoriebildungen da, dann kommt die Reflexion über sie, besonders über die Naturwissenschaften. Gefragt wird nach der Abgrenzung wissenschaftlicher Bestrebungen gegenüber Pseudo-Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft (was nicht das Gleiche ist!), nach charakteristischen Leistungen und Methoden, wie man sie in den gewöhnlich als wissenschaftlich klassifizierten Disziplinen vorfindet oder erwartet.
Eine typische Einzelfrage: Wie sind wissenschaftliche Erklärungen aufgebaut, wie sieht deren (logische) Struktur aus? Möglicherweise müssen immer allgemeine Gesetzeshypothesen vorkommen. Woraus sich die nächste Frage ergibt: Wie sehen gesetzesartige Aussagen aus, können das auch Wahrscheinlichkeitsaussagen sein?
Wahrscheinlichkeit in der ‚harten’ Wissenschaft? Ist denn das Operieren mit Wahrscheinlichkeitsaussagen nicht vor allem ein Symptom dafür, dass man sich in einem Zustand unvollständigen Wissens befindet, den man zu überwinden versuchen müsste? Oder gibt es Phänomenbereiche, in denen man aus prinzipiellen Gründen nicht über Wahrscheinlichkeitsaussagen hinauskommen kann? – Geht man derartigen Fragen nach, so landet man in der Wissenschaftsphilosophie schnell bei Themen wie der Vollständigkeit der Quantenmechanik, der Determinismus-Indeterminismus-Kontroverse, der Polarität von Notwendigkeit und Zufall. Auch auf solche Gegenstände soll in der Vorlesung eingegangen werden.
Zur Vorlesung wird ein Skript zur Verfügung gestellt.
Literatur:
- Bartels, A., und Stöckler, M. (Hg.), Wissenschaftstheorie. Ein Studienbuch; Paderborn 2007.
- Kuhn, Th., Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen; Frankfurt/M. 1969 (amerik. Original Chicago 1962).
- Lauth, B., und Sareiter, J., Wissenschaftliche Erkenntnis. Eine ideengeschichtliche Einführung in die Wissenschaftstheorie; Paderborn 2002.
- Nortmann, U., Unscharfe Welt? Was Philosophen über Quantenmechanik wissen möchten; Darmstadt 2008.
Zeit: Dienstag 14-16 Uhr
Ort: Gebäude E2.5 - Hörsaal II (0.02)
- DozentIn: Ulrich Nortmann