Gegenstand dieser Veranstaltung ist der institutionelle Umgang mit gesellschaftlichen Traumata im Spannungsfeld von Erinnerungskultur, Geschichtspolitik, kritischer Aufarbeitung und persönlichem Gedenken.

Dazu werden wir uns anhand ausgewählter Beispiele von Gedenkstätten mit angeschlossenem Museum bzw. Museen mit stark memorialem Charakter anschauen, welche unterschiedlichen Strategien und Konzepte es in diesem Bereich gibt bzw. wie sie sich gewandelt haben. Einen besonderen Fokus werden wir darauf legen, wie hierbei einzelne Medien und Formate (Video, Zeitzeugenbericht, Tonaufnahme, Fotografie, Text, aber auch z.B. Raumgestaltung, etc.) eingesetzt werden können.

Gedenkstätten und Erinnerungskultur sowie museale Aufarbeitung und Vermittlung von zeithistorischen Ereignissen gehen in der heutigen Zeit häufig miteinander einher. Dabei müssen unterschiedlichste Bedürfnisse der Besucher*innen und Betroffenen sowie Absichten der dahinter stehenden Institutionen bedient und bedacht werden. Dies äußert sich bereits in baulichen Ensembles, die Museums- oder Informationstrakts mit möglichst authentischen, historischen Überresten und Mahnmalen verbinden, zeigt sich aber auch in unterschiedlichen Darstellungs-, und Vermittlungsmedien und -formaten, die teils überlagernd, teils nebeneinander für die Bereiche des oben genannten Spannungsfeldes eingesetzt werden und die Besucher auf einer möglichst umfassenden Art und Weise ­– sowohl kognitiv als auch emotional und körperlich – ansprechen sollen.

Die Beispiele werden in der Chronologie der dort erinnerten Ereignisse von „Gedenkstätten-Museen” der beiden Weltkriege und der nationalsozialistischen Verbrechen und Opfer über solche der deutschen Teilung und Wiedervereinigung bis hin zu jüngsten Beispielen, wie dem 9/11 Memorial Museum in New York, reichen.

Bei der Frage nach einer kulturellen Grundlage Europas, also nach gemeinsamen und übergreifenden Traditionen und Werten, wird nicht selten auf die paneuropäische Epoche der Aufklärung als eine der kulturell prägendsten Umbrüche der Geistes- und Ideengeschichte verwiesen.

So werden im Verlauf des 18. Jahrhundert bisherige 'Gewissheiten' wie die Allgemeingültigkeitsansprüche von Religion und Adel infrage gestellt, und der vielbeschworene "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" (Immanuel Kant) zum neuen Idealbild des Denkens.

Das Streben nach politischer Freiheit (durch demokratische Strukturen und Gewaltenteilung), nach gesellschaftlicher Freiheit (durch allgemeine Menschen- und Bürgerrechte) oder nach wissenschaftlicher Freiheit (durch universelle Forschung und Bildung) begründete radikale Paradigmenwechsel in den gesellschaftlichen, politischen, kulturellen, ökonomischen und religiösen Systemen. 

Dieses Denken beeinflusste einerseits Schriftsteller(innen) und Künstler(innen), wurde aber gleichzeitig wiederum in Gedichten, Romanen oder Werken der Bildenden Kunst gespiegelt und – durch gesellschaftliche Entwicklungen und technologische Fortschritte (etwa steigende Alphabetisierung, Einrichtung von Leihbibliotheken und Lesezirkeln, günstigere Druckverfahren etc.) – verbreitet.

Nach den (religions-)politischen Wirren des Spätmittelalters wurde die Stadt Rom im 15. Jh. als politisches, religiöses und kulturelles Zentrum reaktiviert und entwickelte sich zu einer rasch wachsenden und diversen Metropole. In dieser Veranstaltung werden wir uns den Räumen Roms und ihren Repräsentationen im 15. und 16. Jh. aus unterschiedlichen Perspektiven nähern.

Fragen, die wir uns beispielsweise im Seminar stellen werden, lauten:

Wie äußern sich soziale Räume und Ordnungen im physischen Stadtraum bzw. wie wurden diese auch durch die physische Raumgestaltung etabliert und gefestigt? Welche Ideen werden durch die großen städtebaulichen Maßnahmen repräsentiert? Welche Wege- und Lebensräume unterschiedlicher Akteure zeichnen sich im Stadtbild ab? Wie wurde Rom als Stadtraum in unterschiedlichen Schrift- und Bildmedien repräsentiert und welche Denkbilder von Rom wurden damit verbreitet?

Antworten auf diese eher allgemein formulierten Fragen werden wir dabei durch die Analyse konkreter Werke und Beispiele erarbeiten.

In dieser Veranstaltung werden unterschiedliche Ansätze, Methoden und Theorien des sogenannten „spatial turn“ kennengelernt. Diese etwa in den 1980er Jahren ansetzende „Raum-Wende“ ist gekennzeichnet durch ein kritisches Raumverständnis und Ansätze, die den Raum bzw. Raumverhältnisse nicht nur zum Betrachtungsgegenstand, sondern auch zu einer Analyse- und Denkkategorie erhoben haben. Damit wurde sich u. a. gegen eine primär linear-chronologische Betrachtungsweise gewandt und der Blick verstärkt für komplexe, gleichzeitig – aber auch chronologisch – wirksame Strukturen geöffnet. Durch Textlektüre und praktische Anwendungsbeispiele soll ein Einblick in zugrundeliegende raumtheoretische Positionen (z. B. von Henri Lefebvre oder Henri Bourdieu) sowie darauf aufbauende Ansätze und Studien (z. B. von Edward Said oder Doreen Massey) gegeben werden.

Die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse werden daraufhin zur praktischen Anwendung gebracht. Im Hinblick auf eine Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der Saarbrücker Mensa, werden die Studierenden dieses Raumensemble aus unterschiedlichen raumtheoretischen Positionen analysieren. Ihre Resultate werden im Sommer 2020 in den Räumen der SULB präsentiert.