Das Seminar beginnt am 5. Mai zunächst als virtueller Kurs über Microsoft Teams und Moodle.
Bitte rufen Sie regelmäßig Ihre Uni-E-Mail-Adresse ab, über die weitere Informationen zum Seminarablauf verschickt werden.
« Ce n’est pas un écrivain, cet homme-là, c’est bien plus: un démiurge, un forgeur de mythes. [...] Plus d’un siècle après sa mort, on n’en finit pas de le découvrir, de le piller. De l’aimer. »
Victor Hugo ist zweifellos neben Molière der populärste Schriftsteller in Frankreich, der Nationaldichter der Grande-Nation. Bereits mit 25 Jahren legte Hugo seine programmatische Definition von Literatur und Dichtung im Zeichen des Romantischen in der berühmten Préface seines Dramas Cromwell von 1827 vor. Die Dichtung der Gegenwart, die Hugo in ihren medialen Möglichkeiten zu erfassen sucht, geht hervor aus einer Art Erdbeben der intellektuellen Welt – der französischen Revolution – und diese Erschütterung macht es möglich, auf verdrängte Erfahrungen einer christlichen Poetik des Mittelalters zurückzukommen. Die romantische Literatur bringt die Erfahrung, die schon im Mittelalter aufgebrochen ist, zu ihren radikalsten Formulierungen, insbesondere durch die Poetik des Grotesken und durch den Versuch, das Schöne und das Häßliche, aber auch das Tragische und das Komische aneinander zu binden. Dieser Neuansatz Hugos ist von einer Sprengkraft, die man bis zu modernen Autoren wie Beckett weiterverfolgen kann. Hugos neue Konzeption des drame als einer medialen Totalität stößt an die Grenze seiner theatralischen Realisierbarkeit. Stattdessen wird der Roman zur neuen Form einer integralen Darstellung des Lebens. Hugos Notre Dame de Paris, 1831 erschienen, ist die eigentliche Einlösung des Programms der Préface de Cromwell. Es ist ein Drama der Stadt Paris in der Form des Romans. Die spätmittelalterliche Vergangenheit der Stadt mit ihrem Mittelpunkt, der Kathedrale Notre-Dame de Paris, wird in ihrer Lebenstotalität rekonstruiert. Der Roman enthält jedoch auch eine moderne Medientheorie, die es erlaubt, den Weg vom ‚steinernen Buch‘ der Kathedrale über das gedruckte Buch bis in unser digitales Zeitalter zu verfolgen. Nicht zufällig wurde der Roman vielfach verfilmt und auch in eine comédie musicale verwandelt. Das Seminar wird ausgehend von Hugos Programmschrift La Préface de Cromwell den Roman Notre-Dame de Paris in den Mittelpunkt stellen. Dabei wird Victor Hugo, der auch ein großer Maler war, in der ganzen Bandbreite der von ihm ins Spiel gebrachten Medien untersucht.
Zur Anschaffung empfohlen:
Victor Hugo, Notre-Dame de Paris, folio classique 2009.
Eine fachdidaktische Übung von Herrn Hollendieck zu Victor Hugo kann ergänzend zum Hauptseminar belegt werden.
- DozentIn: Patricia Oster-Stierle