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“Du hättest deine Oma gestern nicht anlügen sollen”. Im Allgemeinen würden die meisten von uns wohl sagen, dass solche und ähnliche moralisch aufgeladenen Urteile wahr oder falsch sein können. Wir gehen meistens davon aus, dass sie sie also einen Wahrheitswert besitzen, der zumindest prinzipiell ermittelbar ist. In der Regel gehen wir auch davon aus, dass wir für die Wahrheit oder Falschheit von allgemeineren moralischen Aussagen wie „Man soll nicht stehlen“ und „Man soll Menschen, die in Not sind, helfen“ Gründe angeben können. Kurzum, moralische Aussagen scheinen begründungs- und wahrheitswertfähig zu sein. Im Groben kann man diese philosophische Position als den metaethischen Kognitivismus bezeichnen. Dem metaethischen Kognitivismus zufolge gibt also irgendetwas (in der Welt), auf das sich unsere moralischen Urteile beziehen und das sie entweder wahr oder falsch macht. Es gibt verschiedene metaethische Positionen, durch die versucht wird, die kognitivistische Ansicht auf moralische Urteile zu erklären. Dazu gehören der Objektivismus, der metaethische Kontextualismus und der Sprecher-Subjektivismus. Eine Besonderheit stellt mitunter Macky’s Error Theory dar, die moralischen Urteilen zwar einen Wahrheitswert zugesteht, der aber stets “falsch” ist.

 

Demgegenüber steht der metaethische Nonkognitivismus. Dieser kann grob als die Auffassung angesehen werden, dass moralische Urteile keine kognitiven Zustände sind, sich nicht wirklich auf etwas (in der Welt) beziehen und nicht wahrheitswertfähig sind. Zu den klassischen nonkognitivistischen Positionen zählen Ayers und Stevensons Emotivismus. Nach Ayer tragen moralische Ausdrücke nicht zu Aussagen über Tatsachen bei, sondern sie drücken Emotionen, Gefühle oder Haltungen des Sprechers aus. Stevenson geht davon aus, dass wir moralische Ausdrücke nur dann verstehen können, wenn wir die Effekte verstehen, die sie auf die Zuhörer haben. VertreterInnen expressivistischer Positionen argumentieren dafür, dass moralisch Urteilende damit situationsbedingte zukünftige Handlungspläne ausdrücken oder ihre Zustimmung zu bestimmten moralischen Normen kundtun. Weitere Positionen, die weder vollständig dem kognitivistischen noch dem nonkognitivistischen Lager zuzuordnen sind, sind Hares Präskriptivismus und der moralische Fiktionalismus.

 

In diesem Seminar werden wir uns verschiedene Positionen im Spannungsfeld zwischen Kognitivismus und Nonkognitivismus anschauen. Zunächst werden wir uns einen Überblick über Ansätze beider Seiten verschaffen. Außerdem werden wir uns einige ihrer Probleme anschauen. Für den Kognitivismus steht dabei das Motivationsproblem im Vordergrund, wohingegen das Frege-Geach-Problem eine ernstzunehmende Hürde für nonkognitivistische Positionen darstellt. Falls es die Zeit zulässt, werden wir noch auf etwas speziellere Theorien wie die Error Theory oder den moralischen Fiktionalismus zu sprechen kommen.

 

Neben diesen inhaltlichen Zielen ist das Seminar als Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten gestaltet. Das Finden, Rekonstruieren, Erstellen und Kritisieren von Argumenten spielen in der Philosophie eine besondere Rolle, der wir uns in diesem Teil des Seminars widmen werden. In einigen Sitzungen werden wir uns Argumente allgemein anschauen, spezifische Anwendungen auf Texte trainieren und zum Anfertigen eigener wissenschaftlicher Arbeiten überleiten. Außerdem wird es verschiedene Übungsaufgaben geben. Ob und inwieweit diese in den Scheinerwerb eingehen, wird vor dem Semesterstart bekanntgegeben.

 

Weitere Informationen und Literaturhinweise werden hier später bekanntgegeben.

Zeit: Donnerstag 14-16 Uhr 
Ort: -
Selbsteinschreibung (TeilnehmerIn)
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