Im vergangenen Wintersemester wurde in einem von mir durchgeführten Tractatus-Seminar bereits ein Teil des Wittgenstein-Texts behandelt. Dieser Teil umfasste die Passagen vom Beginn bis zur Ziffer 4.1212 und somit ein gutes Viertel des Ganzen. Die Seminararbeit lief im Winter ausschließlich in Form individueller Lektüren und einer zu deren Unterstützung von mir wöchentlich schriftlich zur Verfügung gestellten Text-Kommentierung ab.
Das Seminar soll nun im Sommersemester fortgesetzt werden, aber in einem anderen Format (um dem anzunehmenden Frage- und Diskussionsbedürfnis auf studentischer Seite Rechnung zu tragen): in Gestalt von regelmäßig zu der angegebenen Zeit stattfindenden MS-Teams-Sitzungen.
In quantitativer Hinsicht besteht das Ziel darin, von der Ziffer 4.1212 aus weiterzugehen und bis ins Umfeld der Ziffer 5.5 vorzustoßen, in dem sich riskant wirkende Thesen finden wie die, dass nicht unlogisch gedacht werden könne (Ziffer 5.4731). Wirklich nicht? Machen nicht Leute gelegentlich logische Fehler? Generell geht es in den neu vorzunehmenden Passagen um Wahrheit und Wahrheitsbedingungen, um Wahrscheinlichkeiten, um logisches Schlussfolgern und kausale Zusammenhänge.
Dabei bleibt der Text der logisch-philosophischen Abhandlung überwiegend so spröde und schwer zugänglich, wie er es von Beginn an gewesen ist. Es bedarf daher, das soll nicht kaschiert werden, zweifellos eines gewissen Sportsgeistes, um die besondere Herausforderung anzunehmen, die in diesem Fall mit der Erarbeitung eines befriedigenden Textverständnisses verbunden ist.
Für die bevorstehende Arbeit am Text können die im vorigen Semester ausgegebenen schriftlichen Materialien als eine verlässliche Basis dienen, die auch für eventuell neu hinzukommende Interessentinnen und Interessenten hilfreich sein sollte. Ansonsten gilt wie gehabt: Wenn Sie mitarbeiten möchten, dann besorgen Sie sich bitte den Text in einer der verfügbaren preiswerten Taschenbuchausgaben – und riskieren Sie vielleicht auch schon vorab einen Blick in die neu zu behandelnden Abschnitte.
Zusatz am 6. 4. 2021: Aus den von der UdS zur Pandemie-Eindämmung ergriffenen Maßnahmen ergibt sich, dass die Veranstaltung nicht im Präsenzmodus durchgeführt werden kann. Stattdessen werden wir die zur Lektüre vorgesehenen Textpassagen gemeinsam in Online-Sitzungen besprechen. Über den Zugang zu dem noch einzurichtenden MS-Team werde ich Sie kurz vor der ersten Sitzung am 12. April informieren. Sehen Sie sich zur Vorbereitung auf diese Sitzung bitte die Ziffern 4.1213 bis 4.1271 des Wittgenstein-Texts an. Falls sich bei Ihnen das Gefühl einstellen sollte, fast nichts oder nur wenig zu verstehen, so versuchen Sie das bitte leicht zu nehmen: So ist dieser Text eben an vielen Stellen beim ersten Zugriff. Es ist gleichwohl möglich, ihn durch geeignete Erklärungen eines erfahreneren Lesers entschlüsselt (vorsichtiger: weitgehend entschlüsselt) zu bekommen und dann allmählich auch auf eigene Faust besser damit zurechtzukommen.
Am Schluss des Seminars kann eine verbuchbare Leistung durch Abfassen einer schriftlichen Hausarbeit erbracht werden.
Zeit: Monntag 16-18 Uhr
Ort: -
- DozentIn: Ulrich Nortmann