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Die Vorlesung bietet einen Überblick zu grenzüberschreitenden künstlerischen Gruppen und Netzwerken von der Klassischen Moderne um 1900 bis zur globalisierten Kunstszene im frühen 21. Jahrhundert. Wir gehen dabei von dem Befund aus, dass die kunstwissenschaftlichen Zugänge zu Gruppenbildungen und Zusammenschlüssen unter Künstler*innen durchaus ambivalent sind: Die schiere Anzahl von (z. T. nur kurzlebigen) Gruppenformationen stellt die Forschung vor quantitative Probleme und häufig wird der Kollektivcharakter der Gruppe durch die Fokussierung auf prominente und erfolgreiche Einzelmitglieder negiert. Im ersten, systematischen Teil der Vorlesung werden daher zunächst kunstsoziologische Zugänge zum Phänomen der Künstler*innen-Vereinigung und zu kollektiven ästhetischen Praktiken in der Moderne vorgestellt. In einem zweiten, umfangreicheren Themenblock werden exemplarisch transnationale Gruppenbildungen und ihre künstlerische Agenda diskutiert. Dabei werden Formationen, die sich außerhalb des westlichen Kunstsystems in Lateinamerika, Afrika, Indien und Ostasien gebildet haben, mit in den Überblick einbezogen, da sich diese Vereinigungen ebenfalls durch einen hohen Grad an transnationaler Verflechtung und eigenständige Konzepte einer ästhetischen Moderne auszeichnen.
Einführende Literatur: Hans Peter Thurn: Die Sozialität der Solitären. Gruppen und Netzwerke in der Bildenden Kunst, in: Ders.: Bildmacht und Sozialanspruch. Studien zur Kunstsoziologie, Opladen 1997, S. 81-122. – Christoph Wilhelmi: Handbuch der europäischen Künstlergemeinschaften, 3 Bde., Stuttgart 1996-2006. – Charles Green: The Third Man: Collaboration in Art from Conceptualism to Postmodernism, Minneapolis 2001. – Nina Zimmer, SPUR und andere Künstlergruppen: Gemeinschaftsarbeit in der Kunst um 1960 zwischen Moskau und New York, Berlin 2002. – Achille Bonito Oliva (Hg.): Art Tribes, Ausst.-Kat. Galleria Comunale d'Arte Moderna e Contemporanea, Rom, Mailand 2002.