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Die 1960er-Jahre bilden für den Bedeutungswandel von Kunst im 20. Jahrhundert eine entscheidende Umbruchphase: Traditionelle Gattungen und Institutionen der Bildenden Kunst wurden durch Praktiken herausgefordert, die mit neuen Medien, Materialien und Aktionsformen den Bereich der ästhetischen Erfahrung unter aktiver Teilnahme der Rezipient*innen fundamental zu erweitern suchten. Künstlerische Strategien, die längst selbstverständlicher Bestandteil des Kunstbetriebs sind (Performance, Installation, elektronische Medien, Kombination von ›Hochkunst‹ und Populärkultur, Urban- und Land Art) wurden in den 1960er Jahren, oft begleitet von Unverständnis und Ablehnung, erstmals erprobt. Dieser experimentelle Charakter der 60er Jahre-Kunst ist bislang vor allem für die Kunstmetropolen in Westeuropa und den USA erforscht worden. Dass in dieser Phase jenseits der Grenzziehungen des ›Kalten Krieges‹ auch eine transnationale Verflechtung der Kunstszene ihren Anfang genommen hat und z. B. Dakar, Osaka und Rio de Janeiro zu wichtigen Zentren der zeitgenössischen Kunst wurden, ist dagegen erst in jüngster Zeit intensiv aufgearbeitet worden. Das Seminar bezieht diese Entwicklung ausdrücklich mit ein. Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit und die Übernahme eines ca. 30-minütigen Referats.
Einführende Literatur:
- Manfred Welti: Die 1960er Jahre: Versuch einer mentalitätsgeschichtlichen Gesamtschau, Basel 1999.
- Ausst.- Kat. Postwar - Kunst zwischen Pazifik und Atlantik: 1945-1965, hg. v. Okwui Enwezor, Katy Siegel, Ulrich Wilmes, München/London/New York 2016.
- David Murphy: The First World Festival of Negro Arts, Dakar 1966: Contexts and Legacies, Liverpool 2016.
- Burcu Dogramaci, Katja Schneider (Hg.): »Clear the Air« - Künstlermanifeste seit den 1960er Jahren: Interdisziplinäre Positionen, Bielefeld 2017.
- John J. Curley: Global Art and the Cold War, London 2018.