Die sehr kurze Schrift Peri hermeneias (lat. Titel: De interpretatione; deutsch manchmal Hermeneutik, manchmal Lehre vom Satz) umfasst kaum mehr als zwanzig Seiten in der OCT-Ausgabe und eignet sich daher gut für eine Komplettlektüre im Rahmen eines philosophisch-philologischen Seminars.
Sie bietet weniger eine Interpretationslehre oder Hermeneutik, wie man schon von den eingebürgerten altsprachlichen Titeln her meinen könnte, sondern eher eine Untersuchung von Aussagesätzen und deren Bestandteilen unter zeichentheoretischen, grammatischen, semantischen und logischen Gesichtspunkten. Dabei spielen beispielsweise der Wahrheitsbegriff, ein zentraler semantischer Begriff, sowie Gegensatzverhältnisse eine gewichtige Rolle, letztere insbesondere auch bei Aussagen, die Modalausdrücke enthalten.
Das Kapitel 9 (von insgesamt vierzehn Kapiteln) ist berühmt für seine Behandlung der Problematik des Wahrheitswerts futurischer Aussagen über kontingente Ereignisse: Wenn solche Aussagen immer schon in der jeweiligen Gegenwart eines Sprechers einen Wahrheitswert hätten, wäre dann nicht die Konsequenz, dass jedes zukünftige Ereignis bereits aus semantischen Gründen in seinem Eintreten oder Ausbleiben vorherbestimmt ist?
Der griechische Text soll übersetzt, interpretiert und unter Sachgesichtspunkten diskutiert werden. Griechischkenntnisse sind daher erwünscht. Die Teilnahme kann aber unter Umständen auch für Interessentinnen und Interessenten ohne altsprachliche Kenntnisse sinnvoll sein.
Zeit: Dienstag 16-18 Uhr
Ort: Gebäude A2.3 - Raum 0.09
- DozentIn: Ulrich Nortmann