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Um Einsicht in die Gültigkeit des Satzes des Pythagoras zu erlangen, müssen wir nicht möglichst viele Dreiecke messen. Daß Erpel männliche Enten sind, wissen wir, wenn wir die Bedeutung des Ausdrucks "Erpel" kennen. Daß jeder Gegenstand mit sich selbst identisch ist, ist notwendigerweise wahr, d.h. es hätte nicht anders sein können.

Urteile dieser Art basieren auf den Unterscheidungen "a priori / a posteriori", "analytisch / synthetisch" sowie "notwendig / kontingent", wobei die erste der Erkenntnistheorie, die zweite der Sprachphilosophie und die dritte der Metaphysik zugerechnet wird. Wir wollen uns diese Unterscheidungen anhand der Lektüre von einschlägigen Texten und der Diskussion von zahlreichen Beispielen erarbeiten uns sie kritisch reflektieren.

Die Querverbindungen zwischen den Begriffespaaren sind philosophisch besonders interessant, beispielsweise Kants berühmt-berüchtigtes "synthetisches A priori" oder Ayers empiristische These, daß alles, was wir a priori wissen können, analytisch wahr ist.

Sprachphilosophische Theorien der Bezugnahme haben die traditionelle Auffassung, daß wir notwendige Wahrheiten nur a priori und kontingente nur a posteriori erkennen können, in Frage gestellt und neue Kombinationsmöglichkeiten in Bezug auf die Begriffspaare zutage gefördert: So behauptet Kripke in Naming and Necessity (1980), man könne nur empirisch herausfinden, daß Identitätsaussagen wie "Hesperus ist Phosphorus" oder 'theoretische Identifikationen' wie "Wasser ist H2O" wahr sind, obwohl ihr Wahrheitswert ihnen mit Notwendigkeit zukommt. Sätze wie "Der Urmeter von Paris ist 1m lang" können aufgrund ihres definitorischen Status dagegen laut Kripke a priori gewußt werden, obwohl sie nur kontingterweise wahr sind.

Daß es keine verheirateten Junggesellen gibt, folgt gewissermaßen aus der Bedeutung von "Junggeselle", aber in welchem Sinne ist es notwendig, daß Junggesellen unverheiratet sind? Läßt sich der Satz "Tiger sind gestreift" als analytisch einstufen, obwohl es auch Albino-Tiger gibt? Wenn ich a priori wissen kann, daß ich jetzt hier bin, ist dieser Satz dann notwendig wahr? Diese und ähnliche Beispiele werden wir uns im letzten Teil des Seminars genauer ansehen und den Begriff der Notwendigkeit im Verhältnis zu dem der Apriorität und der Analytizität beleuchten.

Literatur:

Horwath, Joachim & Newen, Albert (Hrsg.), Apriorität und Analytizität, mentis 2007.

In diesem Sammelband befinden sich die meisten Texte bzw. Textauszüge, die wir behandeln werden (Locke, Leibniz, Hume, Kant, Frege, Ayer, Quine, Grice & Strawson, Putnam, Boghossian, Kripke) und liegen größtenteils in deutscher Übersetzung vor.

Weitere und weiterführende Literatur wird im Seminar bekanntgegeben.

Zeit: Donnerstag 14-16 Uhr
Ort: Gebäude A2.3 - Raum 0.09
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