Was ist Kultur? Wie kann sie untersucht werden? Das Seminar führt in das Forschungsfeld der Kulturwissenschaften ein, das sich gleichermaßen auf Alltagspraktiken, künstlerische Ausdrucksformen und populäre Medien bezieht.
Die spezifische Situierung einer kulturwissenschaftlichen Einführung in der Hispanistik birgt dabei die Chance, das besondere Potential iberoamerikanischer Reflexionslinien kennenzulernen: Die historische Prägung dieses transatlantischen Kulturraums durch Kolonialität und Perspektiven des globalen Südens hat ein Denken entstehen lassen, das sich nicht nur fragt, wie uns Kultur auf eine bestimmte Art und Weise sein lässt, sondern das auch beständig die Möglichkeiten kritischer oder transformativer Positionierung gegenüber symbolischen Ordnungen untersucht, sowie nach dem fragt 'was um uns herum vorgeht und nicht benannt ist' (R. Segato).
Für das Lektüreprogramm des Seminars sind neben einigen über Disziplinen- und Sprachgrenzen hinweg kanonisierten 'Klassikern' der Kulturtheorie insbesondere Texte vorgesehen, welche an die besondere Positionalität von Reflexion zu Kultur des iberoamerikanischen Denkens heranführen. Das Seminar sieht dabei drei zentrale Bereiche des Kompetenzerwerbs vor. Der erste Bereich umfasst das Erarbeiten von für die spanische und lateinamerikanische Welt relevanten kulturwissenschaftlichen Theorien, Konzepten und Modellen (Kulturbegriffe; Kultur und Prozesse der (De-)Konstruktion von Identität; Theorien von Nation, Ethnizität, Rassismus, Transkulturalität/Hybridität/Mestizaje/Anthropophagie; Dekolonialität und Postkolonialismus; Erinnerungskulturen; Kultur und Geschlecht). Im zweiten Bereich geht es um die Vermittlung eines groben Überblicks über die geschichtlichen und kulturellen Entwicklungen und Besonderheiten in der iberischen Welt zu beiden Seiten des Atlantiks anhand ausgewählter Themen. Der dritte Bereich versteht sich als Einführung in einige Arbeitsweisen einer ‚Semiotik der Kultur‘ (Textanalyse; Filmanalyse; Bildanalyse; Architekturanalyse; Analyse von Populärkultur; ethnographische Forschungsansätze).
Ziel ist es, einen theoretischen, historischen und methodischen Werkzeugkasten zugänglich zu machen, mit dem kulturelle Konfigurationen auf wissenschaftlich fundiertem Niveau untersucht werden können, und der in späteren, auch literatur- und sprachwissenschaftlichen Seminaren weitere Anwendung finden kann.
- DozentIn: Isabel Exner