Was ist ein Künstler?* Kommt Kunst von ‚Können‘ oder ist Technik nebensächlich? Wird man zum Künstler geboren oder kann man es werden? Welche Rolle spielen äußere Umstände beim Erfolg oder Scheitern eines Künstlers? Diese Fragen treiben die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts um. Im Lauf des 18. Jahrhunderts ist ein Anstieg an Erzählungen über Kunst und Künstler, vor allem Maler, zu verzeichnen. Das hat zum einen etwas mit der Genie-Debatte zu tun, zum anderen mit der philosophischen Disziplin der Ästhetik, die der Erkenntnis des Schönen einen hohen Stellenwert beimisst.
Das Seminar behandelt erzählende, beschreibende und theoretische Texte des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem englischen, französischen und deutschen Sprachraum, die das Phänomen Malerei oder die Figur des Malers in den Fokus rücken. Dabei werden wir weniger über Werke der Malerei selbst sprechen als vielmehr Formen der ‚Kunstliteratur‘ kennenlernen (z.B. Bildbeschreibung, Abhandlung, Künstlervita, Künstlererzählung und -roman) und ihre zentralen Motive vergleichend erarbeiten. Erfahrungen aus dem Bereich der Kunstwissenschaften/Kunstgeschichte sind nicht Voraussetzung, ein Interesse an Malerei und kunsttheoretischen Fragen ist aber hilfreich.
Behandelt werden z.B. in Auszügen:
- Denis Diderot: Salons
- Wilhelm Heinse: Briefe aus der Düsseldorfer Galerie
- E.T.A. Hoffmann: Die Jesuiterkirche in G.
- Anne Brontë: The Tenant of Wildfell Hall
- Emile Zola: Das Werk
Die endgültige Textauswahl wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben. Geplant ist außerdem eine Exkursion in den Bereich Künstler*innenfilm an einem Beispiel, über das die Studierenden abstimmen. Der Film kann in der FilmWerkstatt an der UdS angeschaut werden und wird Teil einer vergleichenden Sitzung.
Teilnehmende sollten dazu bereit sein, die Primärtexte und zusätzliche Materialien gründlich vorzubereiten, ein Thesenpapier anzufertigen und an der Diskussion im Seminar teilzunehmen.
*(Dass hier nur von Künstlern und nicht etwa von Künstlerinnen die Rede ist, ist übrigens kein Versehen und kein Fall von Mitgemeintsein: Im Diskurs des 18. und 19. Jahrhunderts ist „der Künstler” vor allem männlich.)
- DozentIn: Juliane Blank