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Wut und Zorn sind Gefühle, die erzählt werden müssen. Was hat sie ausgelöst? Wie äußern sie sich? Was für Folgen haben sie? Die Literatur der Neuzeit erzählt Wut/Zorn als individuelles Gefühl, diese Darstellungen sind aber in einer Kulturgeschichte von Affekten verankert. So wird Wut beispielsweise heute wieder stärker im Kontext politischer Motivation verstanden (man denke nur an den Begriff „Wutbürger”), während sie im 17. Jahrhundert mit den ‚tierischen‘ Schwächen der menschlichen Seele assoziiert wurde. Kulturgeschichtlich ist der Affekt der Wut/des Zorns mit Konzepten wie Ehre und Ehrverlust, Rache, Gewalt und Terror, aber auch Raserei, Wahnsinn und Kontrollverlust verknüpft.

Im Seminar werden wir uns dem Affekt der Wut/des Zorns anhand von literarischen Texten kulturwissenschaftlich annähern. Das bedeutet, dass wir zum einen die Ausdrucksseite betrachten: Wie wird Wut/Zorn literarisch erlebbar gemacht , in welchen Szenarien wird sie erzählt und welche Rolle spielt die körperliche Erfahrbarkeit für die Darstellung? Zum anderen muss aber auch die Einordnung des Affekts eine Rolle spielen: Welche Bedeutung und eventuell welcher Nutzen wird Wut/Zorn zugeschrieben, mit welchen historischen Konzepten wird sie in Verbindung gebracht, wie wird sie kulturell bewertet?

Nach einer einführenden theoretischen Lektüre werden wir uns schwerpunktmäßig mit Darstellungen von Wut/Zorn seit dem ausgehenden 18. Jh. befassen. Gelesen werden u.a.

-          Friedrich Schiller: Der Verbrecher aus verlorener Ehre
-          Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas
-          Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel
-          Thomas Bernhard: Zorn
-          Elfriede Jelinek: Wut

Die endgültige Leküreauswahl wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben. Schiller, Kleist und Hauptmann sind als Textausgaben anzuschaffen (Schiller und Hauptmann als Reclam-Studienausgabe, Kleist in der Ausgabe der "Sämtlichen Erählungen" vom Klassiker Verlag). Auszüge aus anderen Texten werden als PDF über Moodle zur Verfügung gestellt.

Teilnehmende sollten dazu bereit sein, die Primärtexte und zusätzliche Materialien gründlich vorzubereiten, ein Referat mit anschließender Diskussion zu halten und am Seminargespräch konstruktiv teilzunehmen.

Das Seminar wird mit einer schriftlichen Hausarbeit im Umfang zwischen 20 und 25 Seiten abgeschlossen (keine Klausur).

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