Seminargegenstand:
Essen und Trinken sind nicht nur Grundbedürfnisse des Menschen, sondern auch von hoher kultureller und oft auch symbolischer Bedeutung. Mahlzeiten können Auskunft über soziale Strukturen geben, Zugehörigkeit und Ausgrenzung schaffen und Teil kultureller Identität sein.
Auch in die Literatur finden Verzehrsituationen immer wieder Einzug und sie beschreibt und bedichtet sie auf vielfältige Weise: Das Märchen erzählt von der verbotenen Speise, die zur Versuchung wird und magische Kräfte innehat. In der Novelle wird entweder das neuartige Gericht zum Dingsymbol, das den Handlungsverlauf strukturiert oder das Tischgespräch und die Tafelkultur offenbaren den sozialen Kontext sowie den Wunsch nach Integration. Die Erzählung hingegen nimmt das familiäre Abendessen nicht nur als Erzählanalass, sondern spinnt die gesamte Handlung darum.
Während manche Protagonist:innen aus Armut oder Not Hunger leiden, hungern andere aus freier Entscheidung, zum Wohl der Familie oder aus Verzweiflung. Aber auch schlaraffische Fülle und Völlerei gehören immer wieder zur literarischen Repräsentation von Essen.
Im Seminar werden wir uns mit zahlreichen einschlägigen Texten und Fragmenten von Autor:innen wie z.B. Hans Sachs, Gotthold Ephraim Lessing, Brüder Grimm, Gottfried Keller, Franz Kafka, Birgit Vanderbeke ebenjenen literarischen Mahlzeiten widmen und nicht nur deren Symbolgehalt und Funktion innerhalb des Textes untersuchen, sondern auch epochengeschichtlichen Kontext und Parallelen zwischen den kulinarischen Lektüren ausmachen.
Dabei werden wir auch verschiedenste Gattungen vom Gedicht über die Fabel bis hin zur Kurzgeschichte in einer zeitlichen Bandbreite vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart behandeln.
Seminarlektüre:
Folgende Texte sind vor Vorlesungsbeginn anzuschaffen:
Gottfried Keller: Kleider machen Leute (Reclam)
Franz Kafka: Erzählungen (Reclam)
Birgit Vanderbeke: Das Muschelessen (Piper)
Weitere Texte, Fragmente und Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann
Seminargegenstand:
Obwohl die literarische Bewegung des Sturm und Drang mit einer
Dauer von der Mitte der 1760er bis in die frühen 1780er weniger als
zwei Jahrzehnte währte, ist sie überaus bedeutend für die deutsche
Literaturgeschichte. Ihre Autoren gelten als junge (Original)Dichter,
Revolutionäre und Genies: Die Texte wenden sich formal wie
inhaltlich von der aufklärerisch-normativen Literatur ab. Sie
überwinden Gattungsgrenzen, thematisieren Konflikte mit Autoritäten,
hinterfragen gesellschaftliche Normen und brechen mit bestehenden
Strukturen und Traditionen. So ist der Schauplatz im Bürgerlichen
Trauerspiel plötzlich ein Bordell, es wird Kinds-, Bruder- oder
Vatermord verübt und auch die Liebe gipfelt im (Selbst)Mord.
Die Anliegen der Sturm und Dränger sind die Emanzipation der
Leidenschaften sowie die Individualisierung und ihre literarischen
Figuren Außenseiter, Rebellen und/ oder Genies.
Das Seminar behandelt nicht nur eine Reihe einschlägiger Texte von
kanonisierten Autoren wie z.B. Johann Wolfgang von Goethe,
Friedrich Schiller, Heinrich Leopold Wagner, Friedrich Maximilian
Klinger, sondern auch verschiedene Gattungen vom Gedicht über das
(Bürgerliche) Trauerspiel bis zum Briefroman.
Seminarlektüre:
Folgende Texte sind vor Vorlesungsbeginn anzuschaffen:
Goethe: Die Leiden des jungen Werther (Reclam)
Wagner: Die Kindermörderin (Reclam)
Klinger: Die Zwillinge (Reclam)
Schiller: Kabale und Liebe (Reclam), Die Räuber (Reclam)
Weitere Texte, Fragmente und Materialien werden in Moodle
bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann
Seminargegenstand:
Der Taugenichts ist schon seit der Antike eine Figur der Weltliteratur. Die gewichtigste deutsche Ausgestaltung hat dabei Joseph von Eichendorff in seiner Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts” geschaffen. Ist der Begriff ‚Taugenichts‘ heute negativ konnotiert, finden sich in der Literatur auch immer wieder verklärte Taugenichtsfiguren, so auch Eichendorffs Taugenichts. Sein Protagonist ist ein freiheitsliebender Wanderer, der die Welt romantisiert, poetisiert und dessen Wirkung bis ins 20. Jahrhundert reicht. Aber auch frühere literarische Texten beschreiben und bedichten Taugenichtse in vielfältiger Weise: Sie verwetten ihr gesamtes Hab und Gut, sind Hoffnungsträger oder Außenseiter, finden und verlieren ihr Glück oder gar ihr Leben. In allen Szenarien entlädt sich ihre exemplarische Signifikanz aber in der Gegenüberstellung zum dominanten Arbeits- und Leistungsethos, weshalb sich auch das Seminar der Gegenüberstellung von literarischen Taugenichtsfiguren und Leistungsethikern widmet.
Im Seminar werden wir nicht nur zahlreiche einschlägige Texten von kanonisierten Autoren wie z.B. Hans Sachs, Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorff, Thomas Mann, Hermann Hesse und Franz Kafka behandeln, sondern auch verschiedenste Gattungen vom Märchen über die Novelle bis hin zum Roman in einer zeitlichen Bandbreite vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart betrachten.
Folgende Texte sind vor Seminarbeginn anzuschaffen und vorzubereiten:
Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther (Reclam)
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts (Reclam)
Thomas Mann: Die Buddenbrooks (Fischer)
Hermann Hesse: Unterm Rad (Suhrkamp)
Franz Kafka: Die Verwandlung (Reclam)
Weitere Texte & Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann
Seminargegenstand:
Schon seit jeher beschäftigt man sich mit dem Sterben und dem Tod, gehört beides doch unabdingbar zum menschlichen Dasein. Keine Religion, Philosophie, Kunst und keine Wissenschaft, die nicht auch diese Thematik berührt. So wirft sie auch für jeden, der sich mit ihr auseinandersetzt, existentielle Fragen auf, etwa die Frage nach einem „guten” Tod, nach der Vergänglichkeit des Irdischen und einem Leben nach dem Tod.
Auch in die Literatur finden die Phänomene des Sterbens und des Todes immer wieder Einzug. Auf vielfältige Weise beschreibt und bedichtet sie sie und beleuchtet nicht nur unterschiedlichste Perspektiven, sondern auch Themenfelder. Immer wieder wird sie dabei als Bewältigungshilfe rezipiert, die beispielweise dazu dienen soll, die Angst vor dem Tod zu reduzieren. Insbesondere das 19. Jahrhundert markiert aber einen Umbruch in der literarischen Auseinandersetzung mit dem Tod. Neben dem quantitativen Anstieg findet auch eine Umkehrung der bisherigen Todesdarstellungen statt; wurde lange Zeit auf ein bestimmtes standardisiertes Repertoire zurückgegriffen, kommt es nun zu einer Vielfalt an Stiltendenzen: Vom lyrischen Ich, das über Reisen ins jenseitige Reich sinnt und den Tod als Bruder des Schlafes versteht, zur Protagonistin, die sich am Vorabend ihrer silbernen Hochzeit erschießt. In der Novelle gipfelt der bevorstehende Tod in Mordversuchen an der Geliebten, während die Autobiographie das einsame Sterben auf der Intensivstation ausmalt, am Ende aber doch schildert, wie der Autor ,dem Tod von der Schippe springt‘ wie es so schön im Volksmund heißt. Aber können diese Texte noch als Bewältigungshilfe verstanden werden?
Im Seminar werden wir uns mit zahlreichen einschlägigen Texten und Fragmenten von Autor:innen wie z.B. Joseph von Eichenddorff, Gottfried Keller, Theodor Fontane, Marie von Ebner-Eschenbach, Arthur Schnitzler, Thomas Mann, Fritz Zorn, Maxie Wander, Thomas Bernhard, Peter Handke, nicht nur ebenjenem Umbruch in der Todesdarstellung und der Frage nach präsentierten Bewältigungsstrategien widmen, sondern auch verschiedenste Gattungen vom Gedicht über die Novelle bis hin zum Roman in einer zeitlichen Bandbreite vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart behandeln.
Seminarlektüre:
Folgende Texte sind vor Vorlesungsbeginn anzuschaffen:
Arthur Schnitzler: Sterben (Reclam)
Thomas Mann: Die Buddenbrooks (Fischer)
Handke: Wunschloses Unglück (Suhrkamp)
Weitere Texte, Fragmente und Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann
Das Verborgene und Geheimnisvolle übt seit jeher eine Faszination auf den Menschen aus, bildet dementsprechend auch ein beliebtes Sujet literarischer Texte. So beschreibt und bedichtet die Literatur Heimlichkeiten auf vielfältige Weise. Sie reproduziert, aber vor allem auch kritisiert gesellschaftliche Konventionen, indem sie Tabubrüche und Normverstöße zum Inhalt der Heimlichkeiten macht: Im bürgerlichen Trauerspiel verheimlicht eine junge Frau ihre Schwangerschaft und wird zur Kindermörderin; die Erzählung handelt von Briefgeheimnissen im Eifersuchts- und Ehebruchsdiskurs; die Komödie von einem Richter, der Urteil fällt über eine Tat, die er insgeheim selbst begangen hat. Aber das Verborgene kann nicht nur Gegenstand literarischer Texte, sondern auch Teil des Ambivalenz generierenden Erzählverfahrens sein. Dabei werden Vergewaltigungen als verdeckte Handlungen inszeniert, Sexualität durch rhetorische Mittel sprachlich verhüllt, narrative Verrätselungen vorgenommen und Leerstellen gelassen: So findet die Vergewaltigung Im bürgerlichen Trauerspiel in der Kammer und sexuelle Tätigkeiten im Dunklen statt während sexuelle Anspielungen durch Aposiopesen - den Abbruch des Satzes - verschleiert werden; in der Novelle gibt es neben unzähligen mystischen Elementen eine dreistufige Erzählstruktur mit Erzählern, die sich widersprechen und der monologische Briefroman fokussiert die Perspektive des Protagonisten, wodurch die Gefühlswelt der Geliebten eine Leerstelle bildet.
Das Seminar behandelt nicht nur eine Reihe solcher einschlägigen Texte von kanonisierten Autor:innen wie z.B. Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Leopold Wagner, Heinrich von Kleist, Theodor Storm, Annette von Droste-Hülshoff und Franz Kafka, sondern auch verschiedenste Gattungen - die teilweise prädestiniert sind für die Thematisierung des Verborgenen - vom (analytischen) Drama über die Novelle bis hin zur Erzählung in einer zeitlichen Bandbreite vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Folgende Texte sind vor Seminarbeginn anzuschaffen und vorzubereiten:
Goethe: Die Leiden des jungen Werthers (Reclam)
Wagner: Die Kindermörderin (Reclam)
Kleist: Der zerbrochene Krug (Reclam)
Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (Reclam)
Storm: Der Schimmelreiter (Reclam)
Kafka: Das Urteil (Reclam)
Weitere Texte & Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann
Von der Weimarer Klassik bis zur Nachkriegsliteratur ist die Novelle eine der wichtigsten Gattungen der deutschsprachigen Literatur. Ein wesentliches Merkmal der Novelle ist nach Goethe die "sich ereignete unerhörte Begebenheit", was auf ein unerwartetes, ungewöhnliches oder gar skandalöses Geschehen verweist, zugleich erhebt die Novelle aber auch Realitätsanspruch. Die Blütezeit erlebt die Gattung im 19. Jahrhundert und in einigen der bekanntesten Novellen dieser Zeit begegnen wir Künstlerfiguren. So wird das Künstlertum zur unerhörten Begebenheit, zum beliebten Sujet novellistischen Erzählens. Auf vielfältige Weise beleuchtet und problematisiert die Novelle die Künstlerexistenz und zeigt das Spannungsfeld von individueller Kreativität und gesellschaftlicher Normativität auf: Dichter:innen, Maler:innen, Schauspieler:innen, Musiker:innen werden von der Kunst in den Wahnsinn oder in die Kriminalität, in die Einsamkeit und soziale Isolierung, in das Scheitern oder sogar den Tod getrieben.
Im Seminar werden wir uns ebenjener "unerhörte[n] Begebenheit[en]" zahlreicher hochkanonisierter deutschsprachiger Novellen wie z.B. E.T.A. Hoffmanns "Das Fräulein von Scuderi", Joseph von Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts“, Franz Grillparzers "Der arme Spielmann", Eduard Mörikes "Mozart auf der Reise nach Prag“, Theodor Storms "Pole Poppenspäler" und Thomas Manns „Tod in Venedig“ widmen. Das Seminar wird sich dabei nicht nur mit der Künstlerproblematik, sondern auch theoretisch mit der Gattungstheorie der Novelle, ihren Merkmalen und der Abgrenzung von anderen literarischen Gattungen auseinandersetzen sowie die zentralen Elemente der Gattung und deren Wandel anhand der ausgewählten Novellen über die Epochen hinweg untersuchen.
Folgende Texte sind vor Seminarbeginn anzuschaffen und vorzubereiten:
E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi (Reclam)
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts (Reclam)
Franz Grillparzer: Der arme Spielmann (Reclam)
Eduard Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag (Reclam)
Theodor Storm: Pole Poppenspäler (Reclam)
Thomas Mann: Tod in Venedig oder Tonio Kröger (Fischer), Absprache erfolgt in der ersten Seminarsitzung.
Weitere Texte & Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann
Der Diskurs über die Beschaffenheit der Tragödie wurde von vielen namenhaften Literaturtheoretikern wie Aristoteles und Gottsched geführt. Dabei war man sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts nicht nur recht einig, dass die Tragödie öffentlich-politischen Themen und Konflikten, sondern auch Personen des hohen Standes vorbehalten war. Allein die Komödie spielte in der Welt des Bürgers.
1755 revolutionierte Lessing mit seinem Stück „Miss Sara Sampson“ und seinen folgenden theoretischen Ausführungen aber schließlich die Theaterwelt und setzt einen Meilenstein für die Gattung des Bürgerlichen Trauerspiels. Die Handlung wird in die bürgerliche Sphäre verlegt: Konflikte und tragische Geschehnisse aus dem familiären sowie alltäglichen Bereich des Bürgertums rücken in den Mittelpunkt der Dramenhandlung.
Das Seminar widmet sich der Frage, wie sich die Gattung des Bürgerlichen Trauerspiels im historischen Kontext verändert. Dabei werden die ‚Klassiker‘ der Gattung von kanonisierten Autoren wie Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Schiller, Heinrich Leopold Wagner und Friedrich Hebbel untersucht.
Folgende Texte sind vor Seminarbeginn anzuschaffen und vorzubereiten:
Lessing: Miss Sara Sampson (Reclam)
Lessing: Emilia Galotti (Reclam)
Schiller: Kabale und Liebe (Reclam)
Wagner: Die Kindermörderin (Reclam)
Hebbel: Maria Magdalena (Reclam)
Weitere Texte & Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann
Schon seit Jahrhunderten finden sich in der Literatur immer wieder Sonderlinge, Eigenbrötler, Aussteiger, Einzelgänger. So beschreibt und bedichtet die Literatur das Außenseitertum auf vielfältige Weise. Sie beleuchtet das Spannungsfeld von Individuum und Gemeinschaft, reproduziert, aber vor allem auch kritisiert die Gesellschaft und zeigt die Konsequenzen des Außenseitertums auf: Protagonisten, deren soziale Ausgrenzung in Mord und/oder Selbstmord mündet; Außenseiterfiguren, die selbstverschuldet am Rande der Gesellschaft stehen, aktiv gegen die Gesellschaft rebellieren, aus Wohlwollen gegen veraltete Denkmuster wirken oder aber unverschuldet Opfer der Gesellschaft werden.
Das Seminar widmet sich der Frage, wie sich das Außenseitertum über die Zeit verändert. Dabei behandelt es nicht nur eine Reihe einschlägiger Texte von kanonisierten Autor:innen wie z.B. Friedrich Schiller, Theodor Storm, Friedrich Dürrenmatt, Gottfried Keller, Heinrich von Kleist, Annette von Droste-Hülshoff, Hermann Hesse, Franz Kafka sondern auch verschiedene Gattungen von der Novelle bis zum Roman in einer zeitlichen Bandbreite vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
Folgende Texte sind vor Seminarbeginn anzuschaffen und vorzubereiten:
Goethe: Die Leiden des jungen Werthers (Reclam)
Storm: Der Schimmelreiter (Reclam)
Kleist: Michael Kohlhaas (Reclam)
Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (Reclam)
Hesse: Unterm Rad (Suhrkamp)
Kafka: Die Verwandlung (Reclam)
Weitere Texte & Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann