Seminargegenstand:
Der Taugenichts ist schon seit der Antike eine Figur der Weltliteratur. Die gewichtigste deutsche Ausgestaltung hat dabei Joseph von Eichendorff in seiner Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts” geschaffen. Ist der Begriff ‚Taugenichts‘ heute negativ konnotiert, finden sich in der Literatur auch immer wieder verklärte Taugenichtsfiguren, so auch Eichendorffs Taugenichts. Sein Protagonist ist ein freiheitsliebender Wanderer, der die Welt romantisiert, poetisiert und dessen Wirkung bis ins 20. Jahrhundert reicht. Aber auch frühere literarische Texten beschreiben und bedichten Taugenichtse in vielfältiger Weise: Sie verwetten ihr gesamtes Hab und Gut, sind Hoffnungsträger oder Außenseiter, finden und verlieren ihr Glück oder gar ihr Leben. In allen Szenarien entlädt sich ihre exemplarische Signifikanz aber in der Gegenüberstellung zum dominanten Arbeits- und Leistungsethos, weshalb sich auch das Seminar der Gegenüberstellung von literarischen Taugenichtsfiguren und Leistungsethikern widmet.
Im Seminar werden wir nicht nur zahlreiche einschlägige Texten von kanonisierten Autoren wie z.B. Hans Sachs, Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorff, Thomas Mann, Hermann Hesse und Franz Kafka behandeln, sondern auch verschiedenste Gattungen vom Märchen über die Novelle bis hin zum Roman in einer zeitlichen Bandbreite vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart betrachten.
Folgende Texte sind vor Seminarbeginn anzuschaffen und vorzubereiten:
Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther (Reclam)
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts (Reclam)
Thomas Mann: Die Buddenbrooks (Fischer)
Hermann Hesse: Unterm Rad (Suhrkamp)
Franz Kafka: Die Verwandlung (Reclam)
Weitere Texte & Materialien werden in Moodle bereitgestellt.
- DozentIn: Antonia Habermann